2.6. 1924: Indian Citizenship Act

Assimilation versus Autonomie

Illustration: Angel de Cora © Palisander Verlag

WDR 5 ZeitZeichen

2. Juni 2019

WDR 5: 9.45 UhrWDR 3: 17.45 Uhr

Link zum ZeitZeichen über die Einbürgerung der Native Americans

Illustration zu Die Kröte und der Junge © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

This nation was founded on a genocid, before genocide was invented. Lawrence O’Donnell (Journalist MSNBC) 2016

2700 Kilometer lang. Durchmesser: Ein Meter. Kosten: Acht Milliarden Dollar. Volumen: 800 000 Barrel Rohöl täglich. Die Keystone XL Pipelineist im Bau, finanziert von internationalen Banken wie der Bayern LB. Ihre Strecke führt von Kanada bis zum Golf von Texas, durch Trinkwassergebiete und Reservationen der Native Americans, der Indianischen Urbevölkerung der USA.

Und die Mädchen begannen um die Hütte zu tanzen © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

November 2015. Barack Obama prüft das Projekt. Die Pipeline sei nicht im nationalen Interesse, sagt der 44. Präsident der Vereinigten Staaten und lässt den Bau stoppen.

Januar 2017. Sein Nachfolger Donald Trump wischt sämtliche Bedenken vom Tisch. Die Pipeline garantiere die Energie-Unabhängigkeit der USA, sagt er und genehmigt den Weiterbau. 

Dies war ein Zeichen für Dankbarkeit/ Illustration zu Der an den Baum Gefesselte © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

März 2017. Tausende Angehörige des Standing Rock Reservats und Verbündete organisieren den Native Nations Rise March, einen Protestmarsch gen Washington. Entweiht doch die Pipeline Heilige Stättender Reservatsbewohner_innen und bedroht die Umwelt. Böden werden aufgerissen, Zäune gezogen, Schienen gelegt, Rohre montiert, Protestcamps geräumt. Wiederholt sich die Geschichte?

Red Haircrow
Psychologe, Dichter, Filmemacher
Sohn eines Afroamerikaners und einer Native American (Chriricahua Apache und Cherokee) © Privat

Ja, sagt Hair Redcrow, Psychologe, Schriftsteller, Autor und Regisseur des Dokumentarfilmes Forgett Winnetou! Loving in the wrong way, Das Ölleitungs-Projekt sei eine moderne Version der Geschichte, in der Native Americans einfach ignoriert und klein gehalten wurden. Die Weißen entrissen ihnen den Heimatboden und hinterließen Traumata.

Aram Mattioli: Historiker an der Universität Luzern (Schweiz) © Privat

Die Pipeline übergeht die Interessen der Native Americans, sagt auch Aram Mattioli, Historiker an der Universität Luzern und Autor des Buches Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas. Der Bau sei fremd bestimmt und gefährde noch dazu ihre Trinkwasserversorgung. Dieser respektlose Umgang mit der indigenen Bevölkerung ziehe sich durch die Geschichte der USA. 

Das Indianische Nordamerika um 1700 © Klett-Cotta/ Karte: Rudolf Hungreder, Leinfelden-Echterdingen

Standing Rock: ein Reservat, westlich des Missouri, der längsten Wasserader Nordamerikas. In Standing Rock liegt das Grab des berühmten Hunkpapa-Lakota Chiefs Sitting Bull, ermordet im Dezember 1890 von der Reservats-Polizei. In Standing Rock leben heute noch Dakota und Lakota, Volksgruppen der Sioux Nation

Indianische Gebietsverluste 1860 – 1890 und Reservate © Klett-Cotta/Karten: Rudolf Hungreder, Leinfelden-Echterdingen

Hat Amerikas Erstgeborener denn sein Geburtsrecht an die grenzenlosen Möglichkeiten des Landes verloren?                    Zitkala-Ša

Zitkala-Ša © Palisander Verlag

Als Zitkala-Ša das Essay um 1920 schreibt, sind die Native Americans fast ausgerottet worden. Einst lebten zehn Millionen Menschen nördlich des Rio Grande. Es gab viele Nationen, Sprachen, Lebensweisen. Um 1900 hatten um die 250 000 Native Americans überlebt. Sie hatten zwei Möglichkeiten: als christliche Farmer in der weißen Mehrheitsgesellschaft unterzugehen oder als Angehörige ihrer Nation in Reservationen zu ziehen. 

Mit über 20 legte Gertie Eveline Felker ihren Taufnamen ab und nannte sich Zitkala-Ša – Roter Vogel © Palisander Verlag

Es ist reicht zu sagen, dass die Indianer durch die systematische Isolierung von der Welt praktisch Kriegsgefangene sind.  Zitkala-Ša

Zitkala-Ša selbst wuchs in einem Reservat auf, bevor sie als junges Mädchen in einer USamerikanischenBording Schoolumerzogen werden sollte. Ein Schicksal, das tausende indianische Kinder erlebten: fern ihrer Heimat, ihrer Kulturen. Englisch war Pflicht, die Muttersprache verboten. Sie selbst setzte sich unermüdlich für die Selbstbestimmung der Native Americansein. Sie forderte ein Gesetz, das den Indigenen sämtliche Bürgerrechte einräumte. Bislang galten sie als Ausländer_innen.

Zitkala-Ša vor einer Theaterkulisse © Palisander Verlag

Am 2.6.1924 unterzeichnete Calvin Coolidge, der 30. Präsident der Vereinigten Staaten, den Indian Citizenship Act.Indigene Intellektuelle waren geteilter Meinung. Auch die postkoloniale Forschung sieht die Einbürgerung kritisch, denn sie sorgte nicht für mehr Selbstbestimmung, sondern im Gegenteil, für noch mehr Assimilation. 

Mein freund, du bist ein guter Jäger! Illustration zu Iktomi und die Schildkröte © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

Im ZeitZeichen geht es um Genozid und Ethnozid an den Native Americans, um den Kampf um Selbstbestimmung, um den sensiblen Umgang mit einer verdrängten Geschichte. Zu Wort kommen Red Haircrow und Aram Mattioli.

Zitkala-Ša interpretierte auf der Geige Melodien der Sioux Nation © Palisander Verlag

Die Schauspielerin Merle Wasmuth liest Zitate aus den Essays von Zitkala-Ša, in der Übersetzung von Frank Elstner und Ulrich Grafe. Das Buch ist beim Palisander Verlag erschienen. 

Illustration aus Der Dachs und der Bär © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

Dank an Frank Elstner vom Palisander Verlag, der mir großzügigerweise Fotos und Zeichnungen zur Verfügung stellte.

© Palisander Verlag

Zitkala-Ša: Musikerin, Schriftstellerin und Aktivistin, 1876 geboren in South Dakota. Tochter einer Yankton Dakota und eines weißen Händlers, der die Familie vor der Geburt verließ. Es hieß, dass sie die Enkeltochter von Sitting Bull gewesen sei. Sie spielte Geige, schrieb Geschichten, war Aktivisitin. Und sie verfasste mit einem Mormonen zusammen dieSun Dance Opera – Sonnentanzoper, eine Liebesgeschichte vor der Kulisse des religiösen Sonnentanzes. Im Februar 1913 wurde die Oper in Utah uraufgeführt. 

Angel de Cora (Malerin, Illustratorin) © Palisander Verlag

Angel de Cora: Malerin, Illustratorin und Kunstdozentin, geboren 1871 in Nebraska. Sie galt als eine der berühmtesten indigenen Künstler_innen vor dem Ersten Weltkrieg. 

Angel de Cora © Palisander Verlag

1901 erschien Old Indian Legends von Zitkala-Ša mit Illustrationen von Angel de Cora. Diese Illustrationen sind auch in der deutschen Ausgabe vom Palisander Verlag zu sehen. 

Illustration zu Iktomi und das Hirschkalb © Palisander Verlag/ Illustration: Angel de Cora

2 Kommentare zu „2.6. 1924: Indian Citizenship Act

  1. Hat dies auf Red Haircrow Review rebloggt und kommentierte:
    While I 100% support Native peoples telling their own history, instead of yet another non-Native giving their European perspective on Indigenous people, here’s an interview featuring myself and others on topics of racism, stereotyping and the Eurocentricism behind the Indian Citizenship Act. What are the lessons applicable right now, as the genocide and erasure of Native peoples is on-going, to the detriment of all.

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