Althea Gibson

1957: Erste Afroamerikanerische Wimbledon-Siegerin

Matchball gegen den „Weißen Sport“

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Althea Gibson © Foto: Fred Palumbo, 1956. Credits: New York World-Telegram and Sun Collection. Library of Congress Prints & Photographs Division (Library of Congress on Unsplash)

6. Juli 2022

9.45 Uhr: WDR 5

17.45 Uhr: WDR 3

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© HarperCollins 2020

London im Sommer 1957. Eine Tennisspielerin bezieht das Haus am Rossmore Court, ganz in der Nähe des Güterbahnhofs von Paddington. Althea Gibson, hochgewachsen, schlank, sportlich, schnell. Zum dritten Mal betritt die afroamerikanische Sportlerin Wimbledon, fest entschlossen, als Siegerin vom Rasen zu gehen. 

„Sie konnte eine Zigarette rauchen, ein Glas Whisky trinken – immer in Maßen, das war ihr Fitnesskonzept – und in der Badewanne Nachtclub-Balladen singen“, schreibt Bruce Schoenfeld in seiner Biographie über Althea Gibson. Eine African American, die mit kraftvoller Vor- und Rückhand den Weißen Sport, wie das Tennisspiel oft genannt wird, in die Diversität schmettert. 

Seite aus dem Buch „Althea Gibson. The Story of Tennis‘ Fleet-of-Foot Girl“ Text: Megan Reid/ Illustrationen: Laura Freeman © HarperCollins 2020

Althea Gibson: geboren am 25. August 1927 in South Carolina, aufgewachsen in New Yorks Stadtteil Harlem. In Für sie ist Rassentrennung Alltag. Auch in den Turnieren herrscht Segregation. Das Spiel gegen weiße Sportlerinnen?! Nicht in den elitären Countryclubs. 

Erst ein offener Brief des weißen Tennisstars Alice Marble in einem angesagten Sportmagazin ebnet ihrer jungen Kollegin den Weg. 

Wenn Tennis ein Sport für Ladies und Gentlemen ist, sollten wir uns auch endlich etwas mehr wie solche verhalten und nicht wie scheinheilige Heuchler. Wenn noch ein Rest an Sportsgeist vorhanden ist, ist es überfällig, sich auf diesen zu besinnen.

Kurze Zeit später öffnet sich das Tor in Forrest Hills. Althea Gibson spielt 1950 bei US National Championships, den heutigen US Open. Ein Jahr später steht sie als erste Afroamerikanerin im Stadion von Wimbledon. Es sollte noch sechs Jahre dauern, bis sie als beste Spielerin der Welt vom Heiligen Rasen geht. 

Das Buchcover zeigt Althea Gibson auf dem Spielfeld. Sie rennt über den Rasen, den Schläger in der Position der Vorhand
©  Oxford University Press (erscheint 2023 in den USA)

Der 7. Juli 1957 ein heißer Tag. Queen Elisabeth, seit vier Jahren im Amt, bezieht zum ersten Mal die königliche Loge im Centre Court von Wimbledon und verfolgt das Finale im Damen-Einzel. Althea Gibson schlägt ihre Landsfrau Darlene Hard. Eine knappe Stunde später überreicht die britische Monarchin der Schwarzen Spielerin aus Harlem die Trophäe. Ein historischer Sieg, der die Tenniswelt für immer verändert. Mehr als 30 Jahre später hat es mit Zina Garrison die zweite Afroamerikanerin ins Finale in Wimbledon geschafft. 

Inzwischen ist Tennis in der Tat diverser geworden, nicht zuletzt dank Althea Gibson. Die Tennisgrößen Serena und Venus Williams stehen im Zenit ihrer Karriere, als Althea Gibson stirbt, am 28. September 2003. „Ich will, dass mich die Öffentlichkeit so in Erinnerung behält, wie ich war. Stark, sportlich, klug und gesund.“

Prof. Ashley Brown © University Wisconsin, Madison

Über Althea Gibson sprach ich mit Ashley Brown, der Leiterin des Allan H. Selig Instituts für Sportgeschichte und Professorin an der Universität in Wisconsin, Madison. Anfang des Jahres 2023 erscheint ihre umfassende Biographie über Althea Gibson, an der sie zehn Jahre gearbeitet hat. „Serving herself. The Live and Times of Althea Gibson“ von Oxford University Press herausgegeben. 

Laura Freeman © Privat

Mit Laura Freeman sprach ich über die Biographie für Kinder, die 2020 beim Verlag HarperCollins erschienen ist. Megan Reid schrieb den Text und Laura Freeman illustrierte das Bilderbuch. 

Das Buchcover zeigt Althea Gibson in Sportkleidung auf einem Stuhl sitzend, Handtuch um den Hals
© HarperCollins

Empfehlenswert ist auch das Buch „Althea Gibson“ von dem Sportjournalisten Bruce Schoenfeld. 2003 ist es in den USA erschienen, 2021 auf Deutsch. Wenn auch nur ein Name im Titel zu lesen ist, handelt es sich um eine Doppelbiographie über Althea Gibson und Angela Buxton, einer jüdischen Tennisspielerin aus England. Die beiden gewannen zusammen in Wimbledon das Damendoppel und sie verband eine enge Freundschaft.

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