Friedrich Hölderlin

zum 250. Geburtstag

Größeres wolltest auch du

Titelbild

Figur Hölderlins aus der Skulptur auf dem Kreisverkehr in Lauffen

Skulptur von Peter Lenk in Hölderlins Geburtsort Lauffen am Neckar (2003 enthüllt) © CF

20.3.2020

WDR 5 ZeitZeichen (9.45 Uhr WDR 5/ 17.45 Uhr WDR 3)

Link zum Podcast

WDR 5 Scala, 14 und 21 Uhr

Gedichtinterpretationen: Joachim Schönfeld

Hölderlinturm in Tübingen am Neckar © CF

Wer über die Dichtung der Moderne spricht, kommt an ihm nicht vorbei: Friedrich Hölderlin. Sein Œuvre befeuert bis heute den poetischen Diskurs. Seine Sprache ist Ausdruck von philosophischen, politischen und gesellschaftlichen Gedanken, die in einer unruhigen Zeit entstanden.

Hölderlins Fluss der ersten vier Lebensjahre, die Zaber in Lauffen © CF

Geboren am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar. Aufgewachsen in der so genannten Württembergischen Ehrbarkeit, einer bürgerlichen Oberschicht. Der Vater: Klosterhofmeister. Die Mutter: Pfarrerstochter. Mit zwei verlor der Sohn den Vater. Die Familie zog flussaufwärts, nach Nürtingen am Neckar. Die Mutter kaufte ein stattliches Haus, heiratete ein zweites Mal, wurde ein zweites Mal Witwe. Von ihren insgesamt sieben Kindern überlebten Sohn Friedrich, eine leibliche Schwester und ein Stiefbruder.

Hölderlins Großvater ließ ein Bauernhaus um einen bürgerlichen Barockbau erweitern © CF

Später verdiente der ausgebildete Theologe sein Geld als Hauslehrer. Seine Lyrik verfasste Friedrich Hölderlin in verschiedenen, metrischen Formen. Er übersetzte Werke antiker Dichter, schrieb Hyperion, seinen einzigen Roman. Kurz darauf erkrankte der Dichter. Wahnsinn, diagnostizierten die Einen. Geisteskrank, die anderen. Vergiftet, die dritten. Klar ist, die zweite Lebenshälfte verbrachte Friedrich Hölderlin in einem Turmzimmer in Tübingen, bis er am 7. Juni 1843 starb.

Kloster Maulbronn: In der ehemaligen Zisterzienserabtei besuchte Friedrich Hölderlin die protestantische Klosterschule © CF

Bis heute befeuert Friedrich Hölderlin Literatur, Bildende Kunst und Musik. Die Faszination liegt im Unabgeschlossenen, im Prozesscharakter. Es ist das Werk eines Außenseiters.

Tübingen: Eichentisch in Friedrich Hölderlins Turmzimmer © CF

In dem Eichentisch sieht Thomas Schmidt mehr als ein Möbelstück. Er sieht ihn als Symbol für Hölderlins Schreiben und für den Sound, der seiner Dichtung zugrunde liegt.

Hölderlin 2020

Thomas Schmidt (DLA Marbach) © CF

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Thomas Schmidt (Koordinator der Literarischen Gedenkstätten in Baden Württemberg)

Hölderlin-Gesellschaft

Jahrzehnte stand das Elternhaus leer und wird ein weiterer Hölderlin-Gedenkort © CF

Hölderlinhaus in Lauffen

Nordheimer Str. 5

74348 Lauffen am Neckar

Eva Ehrenfeld (erste Museumsleiterin in Lauffen) © CF

Kloster Maulbronn

Garten am Hölderlinturm © CF

Hölderlinturm Tübingen

LITERATUR

HÖLDERLIN, FRIEDRICH

Frankfurter Ausgabe: Historisch Kritische Ausgabe in 20 Bänden (Hg: Dietrich Eberhard Sattler) 1975-2003

Große Stuttgarter Ausgabe: Gesamtausgabe in 20 Bänden (Hg. Friedrich Beißner) 1943-1985

https://www.wlb-stuttgart.de/sammlungen/hoelderlin-archiv/sammlung-digital/zur-stuttgarter-hoelderlin-ausgabe-online/

Sämtliche Gedichte und Hyperion. (Hg.: Jochen Schmidt) Insel Verlag. Frankfurt am Main/ Leipzig 5/ 2015

Dolde, Ingrid/ Ehrenfeld, Eva (Hg.)

Ivanovic, Christine: Hölderlins Winkel von Hahrdt als Erinnerungsort. Spuren 79. Deutsche Schillergesellschaft Marbach 2009

Wittkop, Gregor: Hölderlins Tisch aus Tübingen. Spuren 64. Deutsche Schillergesellschaft Marbach 2003

Thanassis Lambrou © CF

NEU IM SOMMER 2020

Auswahl an Hölderlin Gedichten auf Griechisch und Deutsch

Ü: Thanassis Lambrou

Mit Kommentar, Biographie und Brieffragmenten

Armos-Verlag (Athen)

Hölderlinbüste an der Fassade des Hölderlin-Turms © CF

Dame und Dichterin

Kopfkissenbuch

Sei Shōnagons Meisterwerk der japanischen Klassik

SCALA, WDR 5

23. Dezember, 14 Uhr (Wiederholung: 21 Uhr)

wdr.de

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Michael Stein (Japanologe, Theaterwissenschaftller)  © CF

Was es leider nur selten gibt: Leute, die überhaupt keine Macken haben.

Würde Sei Shōnagon heute leben, sie hätte ein Twitter-Account. Ihre Posts wären pikante Impressionen aus dem inner circle der Macht. Gedankensplitter, die um das Leben am kaiserlichen Hof in Heian, dem heutigen Kyoto, kreisen. Sei Shōnagon lebte vor rund 1000 Jahren. Ihre Hinterlassenschaft ist ein Meisterwerk der japanischen Klassik. Das Kopfkissenbuch ist eine Melange aus Reisebericht, Tagebuch, Ratgeber, Essay. In kurzen Kapiteln wird ein Mosaik entworfen, das die feudale Gesellschaft jener Zeit aufs Korn nimmt.

Die Texte sind voller Witz und Wortspiele, verfasst von einer scharfsinnigen Beobachterin und begabten Schriftstellerin. Ihre Gefühle, ihr Denken, ihre Abneigungen sind alles andere als fremd, zum Beispiel, wenn sie einen Besucher unausstehlich findet, der genau dann kommt, wenn ich dringende Dinge zu erledigen habe, und dann endlos daherschwätzt. 

Dass sich der Klassiker im Deutschen so leicht lesen lässt, ist nicht zuletzt der Neuübersetzung durch Michael Stein geschuldet. Vor kurzem erhielt der Japanologe und Theaterwissenschaftler den Japan Foundation Übersetzerpreis. Die Blütenlese besteht aus einer Miniatur und einem Gespräch mit dem Übersetzer Michael Stein.

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Barbara Conrady-Takenaka (Übersetzerin, Vorleserin) © CF

Literatur

Sei Shōnagon. Kopfkissenbuch. (Makura no Sōshi. Ü. und Hg.: Michael Stein) Manesse Verlag. Zürich 2015

Weitere Übersetzungen von Michael Stein

Higuchi Ichiyō: Mond überm Dachfirst. Erzählungen. Manesse Verlag. München 2008

Higuchi Ichiyō: In finsterer Nacht und andere Erzählungen. Iudicium Verlag. München 2007

Adresse

Japanisches Kulturinstitut. Japan Foundation

Universitätsstraße 98

50674 Köln

http://www.jki.de