Sônia Mota

Tänzerin, Choreographin, Regisseurin, Lehrerin

WDR 3 – MosaikReihe über Künstler:innen im Alter

„Rente – nein danke!“

Freitag, 27.1.2023, Folge V, 8 Uhr

Link zum Podcast

Sônia Mota ist eine klassisch ausgebildete Tänzerin. Aufgewachsen in São Paulo in Brasilien lernt sie schon als Achtjährige Ballett. Mit 30 rebelliert sie gegen das klassische Korsett und entwickelt ihren eigenen Stil. Jetzt ist Sônia Mota über 70 und steht immer noch auf der Bühne. Für viele Künstler:innen gibt es kein Rentenalter. An Aufhören ist nicht zu denken. Doch eins ist klar: alle Körper altern, auch der einer Tänzerin. Was tun, wenn sie nicht mehr so kann wie die Jungen? Sie kann anders. Sônia Mota ertanzt Figuren, die den Begriff von Schönheit neu definieren. Ihr Tanz ist reif und schön. In den Ehrenfeldstudios in Köln treffen wir uns; und sie tanzt mit der Stille.

Abwesen

Tanzerforschung von Abwesenheit, Mangel und Ko-Präsenz

Regie: Karel Vanĕk 

Tanz: Sônia Mota, Josefine Patzelt, Geraldine Rosteius

Premiere: 20.1.2023

Brotfabrik Bonn. Kreuzstr. 16. 53225 Bonn 

Absence#3

Deconstruction of time

Regie: Ilona Pászthy

Performance: Balázs Posgay, Yana Novotorova, Maria Nurmela, Sônia Mota, Maria Sauerland, Sten Rudstrom

Premiere: 2.2.2023

Barnes Crossing. Industriestr. 170. 50999 Köln

LINK

Ehrenfeldstudios. Zentrum für darstellende Künste

Wissmannstr. 38, 50823 Köln

das Buchcover ist pink. Dunkle Halbkreise durch ziehen das Pink.

LITERATUR

Hiesl, Angie/ Kaiser, Roland (Hg.): War schön. Kann weg… Alter(n) in der darstellenden Kunst. 

Verlag Theater der Zeit 2022

Sônia Mota steht an der weißen wand, trägt dunkelroten Lippenstift und hält ihre Augen geschlossen
© CF

Klang von Gestern

WDR 3 MOSAIKREIHE- Klang der Zukunft

FOLGE I: KLANG VERGEHT

16. Januar 2023, 8 Uhr

Link zum Podcast

In einem Räum mit Dachbalken steht ein schmaler Eisenofen. Durch das Fenster sind Flammen zu sehen. Hier dem Ofen mit langem Rohr, das in den Kamin geht, steht ein Tisch mit Monitoren. An einem anderen Tisch lehnt ein Reisigbesen.
Homeoffice: Der Ofen wird mit „echtem“ Holz gefeuert. © CF
Ein Feuer im offenen Kamin: Flammen züngeln. Die Holzscheite glühen. Doch die Szene ist ein dreidimensionales digitales Bild.
Schwindelflammen © CF

Offenes Feuer gibt es heute digital. Das Knistern des brennenden Holzes liefert eine Sound-App. Auch das Klicken des Kamera-Auslösers wird künstlich erzeugt. Polyluxe, also Overheadprojektoren, sind jetzt schon weitestgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Ebenso die Audiokassette und der Pfeifkessel.

Auf einem alten Holztisch stehen vier Wasserkessel in unterschiedlichen Größen und eine leere Glühweinflasche.
Mit Pfiff © CF

Das ist alles Schnee von gestern. Interessant aber ist, dass sie markante Geräusche hervorbringen. Mein mobile tune ich auf Wählscheibe und meine eingebaute Handykamera auf eine analoge Spiegelreflex.

Die alte Schreibmaschine hat runde Tasten, auf denen die Buchstaben zu sehen sind. Die Tastenhebel bewegen den Typenblock, der ebenfalls im Detail zu sehen ist.
Bis zum Anschlag © CF

Offensichtlich haben die analogen Töne Charme. Vor allem hängen tausende Erinnerungskonzepte am Klangarsenal der Vergangenheit. Ein paar der analogen Klassiker habe ich die große Bühne bereitet. Viel Spaß beim Hören und Schwelgen.

Das Detail zeigt das Zifferblatt einer alten Standuhr. Schwarze Zeiger, schwarze Ziffern auf einer goldeben Scheibe
Zahn der Zeit © CF

Et Kapellche

Entweihter Ort & spiritueller Raum

Titelbild

Die Crew der Suppenküche sitzt am Tisch und speist die Reste der Tagesgerichte für ihre Gäste. Jeden Freitag kommen bedürftige Menschen, Obdachlose, Nachbar:innen mit Obdach ins „Restaurant“. Wer will und kann, gibt eine Spende.

WDR 3 Mosaik am 10.11.2022, 8 Uhr

innerhalb der WDR-Themen-Woche Wir gesucht

Folge IV: Wir-Ort

Halbtotale: Moni Brüggemann, Angelika Schulz und Werner Stubbe (v. li) stehen im Eingang der Kapelle. Im Halbprofil ist eine Kundin zu sehen, die Waffeln entgegen nimmt.
Frische Backware mit Puderzucker: Die Waffeln sind ein Renner. Moni Brüggemann, Angelika Schulz, Werner Stubbe (v.li) haben alle Hände voll zu tun. © CF

Link zum Podcast

Die aktuelle Mosaik-Reihe sucht nach der Seele dessen, was das Wir ausmacht. Wie Orte Gemeinschaften prägen, zeigt meine Miniatur über et Kapellche in Köln Mülheim.

Pater Behlau sitzt auf einer Gartenbank auf der Wiese, neben einem kleinen Baum, der keine Blätter trägt. Hinter ihm ist eine Hausfassade mit rostroten Klinkern zu sehen.
Pater Behlau: Vor dem Mutterhaus der Kongregation des Heiligsten Erlösers, kurz, des Redemptoristenordens in Bonn© CF

Der Ordenspriester Ulrich Behlau erinnert sich an seine Zeit im Kloster in Köln Mülheim. Drei Flügel, Innenhof, Kreuzgang, Kapelle. Jetzt steht an Stelle der Klosteranlage ein Neubaukomplex. Das Herz: die ehemalige Klosterkirche.

Vor einer Ziegelwand steht Katja Steinmeier. Sie schaut direkt in die Kamera und lacht. Ihr Arm lehnt auf einem runden Stehtisch.
Katja Steinmeier (stellvertretende Vorsitzende vom Verein et Kapellche): „Es ist eine Sensibilität, die von hier ausgeht.“ © CF

Eine engagierte Nachbar:innenschaft kämpfte um den Erhalt der Kapelle. Gründungsmitglied Angelika Schulz lief monatelang durchs Veedel und sammelte Unterschriften.

Halbtotale: Der altrosafarben gestrichene Eingangsbereich des Kapellche. Das Eingangstor ist geöffnet, in dem zwei Menschen stehen, im Profil. Vor dem Eingang stehen zwei Kinder mit dem Rücken zur Betrachterin.
Warten auf ne Waffel: Am Eingang zum Kapellche, kurz vor Toreschluss. © CF

Seit 2019 wird das Ziegelstein-Hexagon bespielt. Längst ist et kapellche e.V. ein Geheimtipp für Kreative, Obdachlose, Kinder, Geflüchtete, Queere… Die Kirche ist Kino, Küche, Konzerthalle, Klangraum, Yogastudio. Hier wird diskutiert, gebastelt, meditiert.  

Der Stammgast, eine alte Dame, sitzt an einer langen Bierbank. Sie lacht. In der Hand eine Gabel, auf dem Tisch ein Teller und ein Glas Wasser. Neben dem Tisch an der weißen Wand steht ein Rollator. Auf der anderen Seite hängt ein weinroter Vorhang.
Essen gegen Spende: Ein Stammgast aus der Nachbarschaft mit Obdach und echt kölschem Humor. © CF

Räume schaffen Atmosphären. Räume erfüllen nie nur einen Zweck, sie erzeugen Stimmungen, befeuern basale Gefühle, im besten Sinne Schutz und Freiheit. 

Ein gast sitzt auf einem Stuhl schaut leicht lächelnd in die Kamera. In der Hand hält er einen Keramikpott. Hinter ihm sind drei lange Bänke zu sehen, an denen Menschen sitzen.
Kaffee gegen Spende: Gäste wie Günter helfen, die Suppenküche zu finanzieren © CF

Dieser Raum, 16 Meter hoch, ist ganz besonders. Im rechtsrheinischen Köln Mülheim zieht er Menschen an. Sie besuchen et kapellche aus verschiedenen Gründen. Die einen treffen sich zum Stammtisch für queere Mütter, die anderen zum Deutschkurs, wieder andere zum Yoga, Freien Tanz, Brettspiele-Abend. 

Internationale Musiker und Musikerinnen geben Konzerte. Lesungen werden veranstaltet, Filme gezeigt. Hier treffen sich höchst unterschiedliche Ichsformen ein höchst diverses Wir. Ich habe den Raum besucht, in Waffeln gebissen und in der Suppenküche gesessen. 

Heinz Günter Kayser sitzt parallel zur Bierbank und direkt vor einer der Ziegelwände. Er schaut direkt in die Kamera und lächelt. Er trägt eine Baseball-Kappe auf dem Kopf und hat die Hand auf dem Tisch, die ein Glas mit Cola umgreift.
Heinz Günter Kayser © CF
Hier schmeckt es immer. In der letzten Zeit kochen sie auch selbst, bringen uns das Essen an den Tisch, wie im Restaurant. Besser kann es doch gar nicht sein. Das ist ein superschöner Raum. ich fühle mich hier wohl. Da geht meine Seele auf; und wenn ich hier rausgehe, bin ich für den Tag gesättigt.

Et Kapellche

Holsteinstraße 1, 51065 Köln

Mini-Mini Auswahl an Events

Vor einer der bunten Glasfenster steht Gabriele Odenthal, die Waffelteig-Herstellerin. Sie schaut in die Kamera und lächelt.
Hinter den Kulissen: In der Kapellche-Küche stellen Gabriele Odenthal und ihre Kolleg:innen den Waffelteig her. © CF

WAFFELBACKEN

Jeden Mittwoch: 15 bis 17 Uhr

Spende wird erbeten

Drei Tische stehen parallel zueinander. An einem Tisch, an der Stirnseite, sitzt der Stammgast mit Rollator. Ihr gegenüber sitzt ein anderer Gast, mit dem Rücken zur Betrachterin. Beide schauen auf eine Gruppe von Männern, die sich begrüßen. zwei sitzen am Tisch, der dritte steht.
Gäste in der Suppenküche © CF

SUPPENKÜCHE

Jeden Freitag: 11 bis 14 Uhr

Spende erbeten, je nach Selbsteinschätzung 

KLANGRAUM KLASSIK VERKLÄRTE NACHT

19.11., 19 bis 21 Uhr

12/ 15 Euro

Anschließend Umtrunk

Draufsicht: In einer Pfanne liegen viele Kartoffeln, klein und geschält. Neben der Pfanne ist eine Stahlbox zu sehen, die Heringsdipp beinhaltet.
Freitag für Freitag: Die Küchencrew (siehe Titelbild) kauft ein, kocht, serviert, räumt ab. © CF

Arzu Ermen

Baden gehen mit… einer wahren Komödiantin

WDR 3 Mosaik, 4. August 2022 – 8 Uhr

Link zum Podcast

Arzu Ermen steht am Rhein auf Geröll, hält menschengroßes Aufblase-Krokodil mit der Hand an der Schnauze, der Schwanz steht auf dem Geröll
Filmpartner Kroko am Rhein © CF

Arzu Ermen ist Schauspielerin und Musikerin, eine Komödiantin mit Tiefgang. In Freibad, dem jüngsten Kinofilm von Doris Dörrie spielt sie eine kleine Rolle, die sich durch die gesamte Komödie zieht. In einem Freibad für Frauen geht es hoch her. Burkini trifft auf Bikini, konservative Türkinnen auf ihre emanzipierten Verwandten. Dörrie schubst Kultur, Körper und Identität ins Planschbecken und lässt die Fetzen fliegen.

Portrait von Arzu Ermen, im Hintergrund ist der Rhein zu sehen, am Horizont der Kölner Dom und die Kranhäuser (auf der anderen Rheinseite)
© CF

Arzu Ermen mischt ordentlich mit. Ihre Figur trägt Kopftuch, bedeckt ihren Körper und lebt in der Türkei. Gerade ist sitzt Besuch in Deutschland, spricht ausschließlich Türkisch und stellt ihre Schlagkraft mit einem aufblasbaren Krokodil unter Beweis. Seit 30 Jahren steht Arzu Ermen auf verschiedenen Bühnen in Theater und Film. Menschen zum Lachen zu bringen sei viel schwieriger als zum Weinen. Allein deshalb liebt Arzu Ermen Komödien.

Arzu Ermen steht am Rhein, blickt ernst auf den Fluss, im Hintergrund ist die Rodenkirchener Brücke zu sehen
Ruhe am Rhein © CF

Wir treffen uns am Rhein, an einer ihrer Lieblingsstellen im rechtsrheinischen Köln, nahe der Südbrücke. Wir reden über Kunst und Wasser. Beides bedeutet für Arzu Ermen Freiheit. Wir reden über ihre Eltern, die in den 1960ern ihre Heimat Istanbul verließen, zusammen mit den beiden älteren Brüdern. Arzu Ermen ist die erste der fünf Kinder, die im Rheinland geboren wurde. Wir lassen Steine übers Wasser hüpfen, lachen viel, beobachten Möwen, blättern im Comic, der parallel zu Doris Dörries Film erschienen ist. Wir gehen Baden. Fast.

Arzu Ermen lehnt mit dem Krokodil an einem Brückenpfeiler (Südbrücke in Köln) Der Brückenpfeiler ist voller Graffiti
Arzu Ermen lehnt am Brückenpfeiler der Südbrücke in Köln © CF

LINK Arzu Ermen

KINOFILM: Freibad. Ab 1. September 2022

Darsteller*innen: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Lisa Wagner, Melodie Wakivuamina, Julia Jendroßek, Sabrina Amali, Nico Stank, Samuel Schneider, Ilknur Boyraz, Sema Poyraz und !!! ARZU ERMEN !!!

Regie: Doris Dörrie
Drehbuch: Doris Dörrie, Karin Kaçi, Madeleine Fricke
Produktion: Constantin Film Produktion in Co-Produktion mit zero one Film

Arzu Ermen liegt vor einem kleinen Zelt auf Steinen, direkt am Rhein. Ihre Füße liegen auf dem Plastikkrokodil, ihren Arm stützt sie auf einem Schwimmreifen. In der Hand hält sie ein Buch, auf dem "Freibad" steht
Vor der Strandmuschel mit Comic und Krokodil © CF

COMIC ZUM KINOFILM

Stulin, Paulina: Feibad (nach dem gleichnamigen Film). Jaja Verlag. Berlin 2022

Arzu Ermen steht auf einer Geröllzunge im Rhein
© CF

Secret Sounds VI

FIRE

Aus einem Guss

WDR 3, TonArt, nach 16 Uhr

Link zum Podcast

Glocken hängen vor dem Fenster mit Blick auflas Dach eines Seitenschiffes
Westminstergong vor dem Nordfenster der Kirche St. Pankratius © CF

Für einen winzigen Moment ist TonArt ein Enigma. Des Rätsels Lösung liegt nicht auf der Hand, sondern in Sounds und Stimmen. Reportagen aus sechs Städten in NRW beschreiben den jeweiligen Ort, nennen ihn nicht beim Namen.

geschmolzenes Kupfer und Zinn in einem glühend roten Tiegel
1200 Rad Celsius: Kupfer und Zinn im Tiegel © CF

Die sechs Portraits folgen den sechs Elementen: Wasser, Metall, Luft, Erde, Holz. Der letzte Secret Sound der sechsteiligen Klangkunst-Reihe steht im Zeichen von Feuer. Es wird verdammt heiß und das Ergebnis ist verdammt gut tönend. Wer weiß, wo die Glocken hängen?

Die Kunsthistorikerin Hanna Koch und ihre beiden Mitarbeiterin Ruth Neumann und Elisabeth Vornholt sind wahre Glockenflüsterinnen. Sie hüten Glocken aus verschiedenen Epochen, von der Antike bis in die Jetztzeit. Glocken sind Musikinstrumente.

Drei Museumsmitarbeiterinnen stehen hinter einer großen Glocke
Ruth Neumann, Hanna Koch, Elisabeth Vornholt (v.li) © CF

Sie lassen sich anschlagen und auch ansingen, letzteres, um die Teiltöne herauszufiltern, die den Gesamtton bilden, den sogenannten Schlagton.

DER GESUCHTE ORT IST DIE GLOCKENSTADT GESCHER

Stadtansicht mit Kirchturm in der MItte
Gescher mit Kirchturm St. Pankratius © CF

Die sechste und letzte Klangminiatur stammt aus der kleinen Stadt im Münsterland. 1788 schöpfte der Spross einer Glockengießerdynastie aus Lothringen, Alexius Petit d.Ä., Lehm von den Ufern der Berkel. Mit seinem Sohn goss er hier die erste Glocke.

Steinfigur steht als Silhouette vor einem Wald bei Nacht
Heiliger Nepomuk: Blaue Stunde über der Berkel © CF

Die Berkel fließt am Rand von Gescher entlang. Zwei Jahrzehnte später gründete der Sohn Petit vor Ort eine Manufaktur. Seine beiden Neffen aus der Bremer Kaufmannsfamilie Edelbrock führten das Geschäft weiter. Bis heute existiert die Gießerei Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher.

Zwei Arbeiter stehen vor einem Topf, der am Ausglühen ist
Siegfried Thiery und ein Mitarbeiter platzieren den soeben geleerten Graphittopf auf den Boden © CF

Ihr Heavy Metal läutet an verschiedenen Orten der Welt, natürlich auch in Gescher selbst. Auf dem Marktplatz steht die Kirche St. Pankratius. Seit 2011 führt der pensionierte Lehrer Reinhold Löhring Interessierte in die Glockenstube der Kirche, direkt unter dem Helmdach.

Ein Mann steht im Profil vor einer riesigen Glocken, die im Glockenstuhl hängt
Turmführer Reinhold Löhring steht im Glockenstuhl von St. Pankratius © CF

Fünf Bronze-Glocken unterschiedlicher Größe hängen im Turm, gegossen nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1949. Nicht zuletzt erinnert ihr Klang den Krieg und an die ermordeten Geschehener:innen. In der Zeit des Nationalsozialismus werden 20 jüdische Menschen deportiert und ermordet, darunter die dreijährige Elionore Stein. Heute ist der wieder errichtete jüdische Friedhof am Südlohner Damm ein Erinnerungsort. 

Stadtsilhouette von Gescher: Dächer und Bäume bei Nacht
Gescher bei Nacht mit dem Dach der profanierten Marienkirche © CF

Wir verlassen den Glockenstuhl, steigen höher, auf eine Ebene im Turmdach.

Draufsicht auf zwei Glocken und die Keilriemen, die durch einen Elektromotor angetrieben werden
Blick auf den Glockenstuhl © CF

Vor der Dachgaube im Norden hängt der Westminstergong, der jede viertel Stunde läutet. Wir sehen in sämtliche Himmelsrichtungen, blicken auf das alte Rathaus im Westen und die Gießerei im Osten. Nach dem Tod ihres Mannes führt Ellen Hüesker die Familientradition weiter, in der 13. Generation.

Portrait einer Frau, die in die Kamera sieht
Ellen Hüesker (Glockengießerin) © CF

Petit & Gebrüder Edelbrock

Glocken- und Kunstguss-Manufaktur

Hauptstraße 5, 48712 Gescher

Eine Frau steht zwischen zwei Glocken, die auf dem Boden stehen
Im Glockenmuseum: Hanna Koch vor einer Zuckerhut-Glocke aus dem 12. Jahrhundert) © CF

Westfälisches Glockenmuseum Gescher

Lindenstraße 2, 48712 Gescher

Stadt Gescher – NEUE INTERNETPRÄSENZ

Graphittopf mit Metallschmelze vor einer Gussform
© CF

Secret Sounds V

WOOD

Klaviatur der Straße

Unterwegs mit der Marimbaphonistin Silke Büscherhoff

Portrait einer Frau, die auf der Straße steht und Schlägel in der Hand hält
Auf dem Oberen Markt in Ibbenbüren: Silke Büscherhoff (Marimbaphonistin und Schlagzeugerin) © CF

TonArt am 26. Juli 2022, nach 16 Uhr

LINK ZUM PODCAST

Fahne für Flugzeuge unter einem dramatischen Himmel mit Wolken, am Horizon Bäume und Strommasten
Jenseits der Osnabrücker Straße © CF

Kleine und feine Reportagen aus sechs Städten in NRW bieten vielschichtige Portraits des jeweiligen Ortes. Allein Sound, Stimmung und Stimmen zeichnen ein Bild des Raums, durch den ich mich bewege.

Blick auf die Steinkohlezeche Anthrazit in Ibbenbüren © CF

Der heutige Secret Sound steht im Zeichen von Wood-Holz. Egal, wie lange es gelagert hat. Millionen von Jahren oder ein paar Jahrzehnte. In diesem Ort habe ich Beides erlebt. Nördlich vom Norden, kurz vor der Grenze zu Niedersachsen. 

Schlägel mit blauem Baumwollgarn umwickelt und Holzgriffen auf Klangplatten aus Padouk
Gummi auf Tropenholz: Schlägel, mit Baumwollgarn umwickelt © CF

GESUCHT WURDE IBBENBÜREN

Eine Fußgängerzone: Viele Menschen laufen auf der Straße unter Girlanden mit Sonnenschirmen. Am Horizont ist eine Kirche zu sehen
Ibbenbüren Innenstadt © CF

Die Secret Sounds stammen aus Ibbenbüren, Über Tage und Unter Tage. Kurz vor Toreschluss fuhr ich mit den Kumpels in den Nordschacht der Zeche Anthrazit Ibbenbüren ein. Auf dem Schafberg, der Bruchscholle zwischen Teutoburger Wald und Osnabrück, kommen die Erinnerungen.

Auf einer Straße vor einer Mauer fährt ein Motorrad. Über die Mauer ragt ein Förderturm
Verlassen: der Förderturm © CF

Seit 450 Jahren suchen Bergleute in Ibbenbüren dem Berg das schwarze Gold zu entreißen. Im Dezember 2018 schließt das Steinkohlebergwerk Anthrazit Ibbenbüren.

Ein kleines Mädchen wirft Münzen in den Gitarrenkasten. Sie hält Eis in der Hand.Ihr gegenüber steht ein Straßenmusiker mit einer Gitarre in der Hand
© CF

Auch ein anderer Baustoff prägt die Stadt im Norden von NRW: Der Ibbenbürener Sandstein, hell und wetterfest, der auch Akzente am Oberen Markt setzt.

Silke Büscherhoff steht vor einem Apothekengebäude und spielt Marimba. Vor ihr liegt die Abdeckung mit Münzen. Neben ihr steht ein Notenständer mit CDs
© CF

Hier steht die Straßenmusikerin Silke Büscherhoff und spielt Marimba. Wer Lust auf das Instrument bekommen hat: Silke Büscherhoff unterrichtet Marimba, aber auch andere Schlagzeuge, an der Musikschule in Ibbenbüren.

Wer Silke Büscherhoff erleben will, geht auf die Straßen zum Beispiel in Ibbenbüren, aber auch Aachen, Düsseldorf, Dortmund, Münster, Bremen. 

Halbprofil der Straßnmusikerin, die ihren Arm an eine Platane lehnt. Im Hintergrund der Hauseingang zur Musikschule.
An der Platane: Silke Büscherhoff vor der Musikschule in Ibbenbüren © CF

LINK

Silke Büscherhoff (Schlagzeug/ Marimbaphon)

Halbtotale: Silke Büscherhoff klappt einen Teil der Marimba zusammen, die Resonatoren, schmale Metallrohre
Vor der städtischen Musikschule: Silke Büscherhoff mit den Resonatoren (Tonverstärkern) © CF

CD

Büscherhoff, Silke: Unterwegs

mit dem Marimbaphon auf Deutschlands Straßen & Plätzen. Pallas Group 2/ 2020

Blick durch ein ausgestanztes X in einem Leichtmetallzaun, auf eine asphaltierte Straße, gesäumt von Feldern. Am Horizont: eine Landschaft mit Einfamilienhaus
Hubschrauberlandeplatz auf dem einstigen Zechengelände © CF

Secret Sounds IV

EARTH

Im Darm der Stadt DORTMUND

Klangrätsel aus sechs Orten in NRW

Water * Metal * Air * Earth * Wood * Fire

WDR 3 TonArt 18. Juli 2022, 16 Uhr

LINK ZUM PODCAST

Blick durch die Frontscheibe eines fahrenden Autos. Links im Bild angeschnitten der Fahrer Nils Lindner.
Im knallorangenen Bulli: Nils Lindner (Stadtentwässerung) auf dem Weg zum größten Regenklärbecken der Stadt © CF

TonArt geht auf Soundreise. Alles, was an Geräuschen, Stimmen, Klängen vors Mikro läuft, wird aufgesaugt. Das Ergebnis sind collagierte Reportagen aus sechs Städten in NRW. Es gibt laute Töne, leise Töne, Stille. Worüber beharrlich geschwiegen wird, sind die Namen der Ortschaften. Unsere bisherigen Klangportraits stammen aus Satzvey im Süden, Aachen im Westen und Münster im Norden. Heute geht’s in die Mitte von NRW.

Blick aus einem Schacht in Richtung Einstiegsklappe. Nils Lindner steht über dem Einstieg und schaut nach unten. An der Wand ist eine Steigleiter
Zwischen Himmel und Erde: Nils Lindner am Dreifuß mit Höhensicherung © CF

Ich begebe down EARTH, zusammen mit dem Ingenieur und Betriebsleiter der Stadtentwässerung Matthias Klafki und dem Orchestermusiker Matthias Grimminger (Dortmunder Philharmoniker)

Zwei Männer mit Arbeitsanzug und Helm stehen in einem Betonkubus ohne Fenster und Licht. Sie spiegeln sich in der Pfütze auf dem Boden. Das Licht stammt von einer Taschenlampe.
Zwei in einer großen Stadt: Matthias Klafki (re. Betriebsleiter) und Matthias Grimminger (Musiker) © CF

Normalerweise liegt der Wasserpegel in der Betonhalle bei drei Meter. Für unser musikalisches Experiment ließen die Arbeiter das Wasser ab, reinigten die Kathedrale, hielten das Wasser zurück und sorgten für unsere Sicherheit.

Robert Schumann-Musik unter der Robert Schumann-Straße in Dortmund © CF

Zwölf Meter unter der Erde spielt Matthias Grimminger einen Ausschnitt aus Robert Schumanns Musikstück Träumerei auf der Bassklarinette. Der Nachhall liegt bei 20 Sekunden.
Blick in das Regenklärbecken: Hohe Betonwände, an denen Wasser entlangläuft
Schieber auf: Regenwasser fließt ins Becken. Schmutzpartikel setzen sich ab, das klare Wasser wird in die Escher geleitet © CF

DIE GESUCHTE STADT IST DORTMUND

Schotterfeld mit Büschen, am Horizont neue Gebäude, weiß verputzt, viel Glas
Schotterfeld im Phoenix Park: Unter der Deck liegt die Betonhalle, in der Regenwasser geklärt wird © CF
Orangefarbenes Fahrzeug vor einem Gebäude
Zu unserer Sicherheit vor Ort: Saug- und Spülfahrzeug der Dortmunder Stadtentwässerung. © CF
Drei Männer stehen unter Bäumen und schauen in ein Handy
(v. re.) Matthias Grimminger, Nils Lindner und ein Arbeiter in der Nähe des Einstiegs zum Regenklärbecken © CF

Matthias Grimminger zögerte keinen Moment, als ich ihn fragte, ob er in Dortmunds Kanalisation spielen würde. Auch Matthias Klafki und sein Team sagten sofort zu. ICH VERNEIGE MICH!!! Das kostbare Instrument wurde im Eimer sorgsam in den Schacht eingefahren.

Mann (Halbtotale) sitzt auf dem Beifahrersitz und dreht sich nach hinten
Matthias Klafki © CF
Mann steht im Becken, vor einer Betonwand, und spielt Klarinette. Sein Schatten erscheint riesig auf der Betonwand
Matthias Grimminger © CF

Secret Sounds III

AIR

Töne vom Turm. Im höchsten Büro der Stadt

Draufsicht auf das Dach der St. Lamberti Kirche und den Prinzipalmarkt, vom Turm aus gesehen
70 Meter in die Tiefe © CF

Klangstories aus sechs Orten in NRW

WDR 3 TonArt, 11. Juli 2022, 15 bis 17 Uhr

Link zum Podcast

Martje Thalmann bläst das Türmerhorn in der Nacht © CF

TonArt gibt sich geheimnisvoll. Sechs Reportagen aus sechs Städten in NRW hüllen den Namen des jeweiligen Ortes in Schweigen. Die Reportagen folgen den Elementen.

Dachfirst des historischen Rathauses vor seinem sehr blauen Himmel
Historisches Rathaus, in dem 1648 der Westfälische Frieden geschlossen, damit der 30jährige Krieg beendet und die moderne Niederlande begründet wurde © CF

Water führte nach Satzvey mit seinem Wasserschloss. Metal stand für Aachen, die Glocken des Doms, das Cortenstahlkunstwerk des Bildhauers Leo Müllenholz und den Musikbunker.

Schwarz Weiß Foto von Martje Thalmann, die über die neogotische Steinbalustrade schaut
Ein Stockwerk über den Problemen: Blick aus der Neogotik © CF

Das dritte Element ist Air.

Martje Thalmann sitzt in ihrer Türmerstube vor einem Bücherregal, auf den Knien die Gitarre.
Martje Thalmann vertonte Türmers Nachtgesang, ein Gedicht des Kirchenlieddichters Georg Thurmair © CF

eine Hand mit sehr blauen Fingernägeln hält diWer in die Klänge hineinhört, kann die Stadt heraushören. Die Reportagen geben Hinweise, präsentieren charakteristische Sounds und Stimmen.

Turmspitze bei Nacht, in der Mitte der Turmspitze ein kleines, helles Licht, die Taschenlampe der Türmerin
Erst das Friedenssignal, dann das Lichtsignal: Die Türmerin grüßt © CF

Natürlich ist das Portrait alles andere als vollständig, eher eine Skizze mit flüchtigen Strichen. Manches allerdings ist genau gezeichnet. Viel Spaß beim Rätseln.

AUFLÖSUNG: MÜNSTER

Martje Thalmann steht an einem der gotischen Fenster, hält das Türmerhorn Richtung Westen. Am Horizont sind der St. Paulus Dom und die Liebfrauen-Überwasserkirche zu sehen.
Friedenssignal nach Süd, West, Nord: Jede halbe Stunde, zwischen 21 Uhr und Mitternacht. Diese Richtung zeigt gen Westen, Richtung St. Paulus-Dom und Liebfrauen-Überwasserkirche. © CF

Deutschlands erste Türmerin Martje Thalmann steht auf dem höchsten Gebäude der Stadt Münster. Sie bläst jede halbe Stunde von der katholischen Stadt- und Marktkirche St. Lamberti am Prinzipalmarkt, wie all ihre Vorgänger seit 1383. 

Blick auf die spitzen Ziegel-Dächer der Stadt Münster im Norden.
Münster nach Norden © CF

Die Lambertikirche ist auch Schauplatz für die Reden des Bischofs von Galen. In der Zeit des Nationalsozialismus predigte er offen gegen die NS Rassenideologie und gegen Euthanasie. 

Martje Thalmann steht vor dem Fenster, an die Käfige hängen, in der Hand das Kupferhorn.
Blick auf die Stahlkäfige © CF

In den 1530er Jahren war die Kirche gespalten, die Konfessionen differenzierten sich, neue Gruppen entstanden wie die Täufer, die ausschließlich die Erwachsenentaufe als das wahre Bekenntnis zum Christsein anerkannten. Für Kaiser und Fürsten, sowohl katholische als auch protestantische, ein Grund, diese Bewegung zu verfolgen.

Nahaufnahme der Fassade der Kirchturmwand, neben dem Türmen:inneneingang. In die Fassade ist ein Steinrelief in der Größe Eies Din A 5 Heftes. Es zeigt einen Türmen mit Hut, Mantel und Horn im Profil
Am Türmereingang © CF

Im Jahr 1534 emigriert aus den Niederlanden eine Truppe von Täufern nach Münster und errichtet ein Täuferreich. Doch was als soziales Experiment beginnt, endet im blanken Terror. Der Dom wird zerdroschen, Menschen werden geschlachtet. Die Vielehe wird propagiert. Die drei Rädelsführer werden gefoltert und im Januar 1536 hingerichtet. Ihre Leichen hingen in geschmiedeten Käfigen der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti.

Druntersicht: Vor dem blauen Nachthimmel hängt der höchste der drei geschmiedeten Käfige. In dem Käfig brennt eine Glühbirne
Blaue Stunde: Originalkäfig mit Irrlicht. © CF

Die drei Käfige an der St. Lamberti-Kirche (Richtung Süden) erinnern an das blutige Kapitel der Stadt. 

Wie im Steinrahmen erscheint in der Ferne der Dom. Der Rahmen ist ganz nah, ist ein Detail der geometrischen Ornamentik.
Wahrzeichen der Stadt: St. Paulus Dom im Westen © CF
Martje Thalmann steht im Profil vor einer Wand aus Sandstein
Türmerin von Münster – Martje Thalmann © CF

Secret Sounds I

Klangstories aus sechs Orten in NRW

SOUNDSTÜCK 1: WATER

Dame im Bach. Frisches Brot und alte Geschichte

TonArt, 27. Juni 2022, 15-17 Uhr

Link zum Podcast

© CF

Sechs Klangminiaturen erzählen von besonderen Orten in NRW. Mit Sound, Stimmen und Stimmung skizzieren die Reportagen konkrete Räume, ohne sie jedoch exakt zu benennen. Des Rätsels Lösung liegt in den Montagen und versteckten Hinweisen. 

© CF

TonArt macht sich auf den Weg und das Radiovolk ist ganz Ohr. Secret Sounds I begibt sich in den Süden von NRW. 

© CF

AUFLÖSUNG: SATZVEY

Pelosol

Boden des Jahres 2022

WDR 3 Mosaik am 6.1.2022, 8 Uhr

Der Hammer: Steffen Meier (re.) und Assistent Eric schlagen einen Hohlmeißelbohrer (Pürckhauer) in den Boden © CF

Wie können wir Boden gut machen, indem wir Füße drauf setzen, keine Einfamilienhäuser, Straßen, Monokulturen, Megastädte, Autokonzerne…

Die Biopsie: Zwei Meter Boden im „Pürckhauer“ © CF

Seit 2005 gibt es den Boden des Jahres, ausgelobt von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. Wie nötig das ist, zeigen zahlreiche Berichte von verschiedenen Organisationen, unter anderem von Bündnis 90/ Die Grünen, der UNO, Brot für die Welt.

Die Analyse: Per Hand werden Böden gefühlt und geknetet, wie hier der Pelosol © CF

Allein in Deutschland werden bis zu 70 Hektar Boden täglich zerstört. Weltweit entstehen zigtausende Hektar Wüste. Für Agro-Sprit, Tierfutter und Hotels werden krumme Landdeals gemacht, Menschen von ihren fruchtbaren Böden vertrieben. Dabei befinden sich in einer Handvoll Boden mehr Lebewesen als alle Menschen auf der Erde.

Die Schürfgrube: Steffen Meier (Bodenkundler) erstellt Karten für Förster:innen © CF

Böden sind vergessen und verloren. Insofern ist der Boden des Jahres mehr als einen Dreck wert. In diesem Jahr fällt die Wahl auf den Pelosol, was auf Griechisch und Latein Tonboden heißt, hat es in sich. Entweder viel Wasser oder tiefe Risse. Entweder quillt er auf oder sackt zusammen, ist butterweich oder beinhart. Ein Boden mit Ecken und Kanten. Vor allem im süddeutschen Raum, in Nordbayern, am Oberrhein, im Schwarzwald sind Pelosol-Böden anzutreffen.

Der Fund: Pelosol-Braunerde ist eingewandert © CF

Per Zufall findet Steffen Meier (Geologe, Bodenkundliche Landesaufnahme beim Geologischen Dienst NRW) ein schmales Pelosol-Braunerde-Band im Raum Altenbeken (Westfalen).

Am Hang: Der Weg, den die Fließerde nahm © CF

Vor rund 10 000 Jahren, während der letzten Kaltzeit, gab es im Eggegebirge Permafrost. In warmen Perioden taute der Pelosol auf, wurde zu Brei und kroch den Hang herunter. Jetzt liegt auf einer Höhe von 25 und 70 Zentimetern.

Das Zeitfenster: Das Bodenprofil führt uns in eine Jahrmillionen alte Vergangenheit © CF

Wie ein Naturgemälde offenbart das Bodenprofil die verschiedenen „Horizonte“. Ganz oben liegen Blätter und Äste, in der Mitte das Gemisch aus Pelosol und Braunerde, ganz unten der Schluff, ein Boden, dessen Vorfahren aus dem Meer stammen, das die Gegend bedeckte, vor rund 400 Millionen Jahren.

Der Kümmerer: Assistent Eric zeigte mir, auch nur ein Bein auf der glitschigen Erde zu halten. © CF

Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht und gleich erst einmal auf den Hosenboden gesetzt, mitten hinein in den Boden des Jahres 2022. Schlamm drüber!

Boden des Jahres 2021

Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft