Johann Heinrich Pestalozzi

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Am 12. Januar 1746 wird Pestalozzi in der Schweiz geboren. Schon zu Lebzeiten macht er sich einen Namen als Bildungsreformer, ist bis heute ein Star in der Pädagogik. Zu Recht? Ich sprach mit Norbert Grube, Historiker für Schulgeschichte in Zürich.

Martin Luther

Zum Todestag des Theologen am 18.2.1546

TITELBILD

Ottmar Hörl: „Hier stehe ich …“, 2010, Luther-Installation in Wittenberg © Ottmar Hörl/ Foto: Werner Scheuermann

Gottesacker in Eisleben. Hier wird Martin Luther am 10.11.1483 geborewn, hier stirbt er am 18.2.1546. © CF

WDR ZeitZeichen: 18.2.2021, 9.45 Uhr (WDR 5) 17.45 Uhr (WDR 3)

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WDR StichTag: 18.2.2021, 9.40 Uhr (WDR 2)

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Die größte Schneekugelsammlung der Welt steht im Keller des Sammlers Josef Kardinal. Auf der Wartburg über Eisenach übersetzte Martin Luther das Neue Testament in die deutsche Volkssprache © CF

Er prangt auf Briefmarken und Münzen, ist Comicfigur und Playmobil: Martin Luther. Sohn eines Bergbauungternehmers, Mönch, Vater, Bestsellerautor.

Ansicht von Wittenberg, der Stadt, die mit martin Luther berühmt wurde. In Wittenberg ist Martin Luther begraben. © CF

Kein brennender Dornenbusch ist ihm erschienen, wie einst Moses. Ihn hat der Blitz getroffen, wird erzählt. In dem Moment, als ein Gewitter auf freiem Feld über dem 22 Jahre alten Jurastudenten Luther niederging, habe er voller Angst und Schrecken ausgerufen: Ut in terrore dixisset Hilff du, S. Anna, ich will ein monch werden!

Katharina von Bora: Bronzestatue der einstigen Nonne und späteren Ehefrau des Reformators © CF

Martin Luther legt ein Gelübde ab und wird Mönch im Orden der Augustinereremiten. Es sind starke Bilder, die den Mythos des Reformators bis heute bedienen, so auch seine Bekehrung vom angehenden Juristen zum späteren Propheten.

Iß, was gar ist, trink, was klar ist, red, was wahr ist. Martin Luther hat den Leuten aufs Maul geschaut und die christliche Religion erneuert.

Hg. Johannes Schilling

Im Oktober 1517 klebt er 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg, gegen die Missstände der Institution, in der er selbst als Mönch lebt und arbeitet. Martin Luther will reformieren, nicht rebellieren. Doch es kommt anders. Zwei Konfessionen entstehen, die sich in blutigen Religionskriegen entladen.

Bis heute gilt Martin Luther als einer der erfolgreichsten Buchautoren. In seinen Schriften ist zum Teil von einem ausgeprägten Antijudaismus zu lesen. Am 18. Februar 1546 ist Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben gestorben.

Gottesacker in Martin Luthers Geburtsstadt Eisleben © CF
Johannes Schilling © Privat

Über Leben und Werk sprach ich mit Johannes Schilling, Prof. für Kirchengeschichte an der Christian Albrechts-Universität zu Kiel, Erster Präsident der Luther Gesellschaft und Buchautor.

Auf dem Marktplatz in Wittenberg ließ der Konzeptkünstler und Bildhauer Ottmar Hörl 800 Lutherfiguren installieren. Sie bildeten eine einzigartige Konstellation, Unikate in Serie.

http://www.ottmar-hoerl.de

Ottmar Hörls Skulptur des Reformators ist eine Replik des von Johann Gottfried Schadow in Bronze gegossenen LutherDenkmals, 1821 auf den Sockel gehoben, vor dem Rathaus in Wittenberg.

Lutherrose in Eisleben © CF
Graffito in Wittenberg: Im Rahmen zu sehen sind Philipp Melanchthon, Lucas Cranach, Martin Luther (v.l) © CF

Albertus Magnus

15. 11. 1280: Todestag des Universalgelehrten

TITELBILD: Albertus Magnus (Bronzeplastik von Gerhard Marcks) © CF

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Fundstück: Albertus Magnus Schnitzwerk aus einem aufgelösten Dominikanerkloster, hängt jetzt im Albertus Magnus-Insitut in Bonn © CF

Dante erwähnt ihn in seiner Göttlichen Komödie. Heinrich der Poet besingt ihn in einem Gedicht: Albert den Großen. Legenden zufolge habe er den Bauplan des Kölner Doms entworfen. Ein Zauberer sei er gewesen. Schon zu Lebzeiten gilt der Dominikanermönch als einer der berühmtesten Gelehrten in Mitteleuropa. Rund 100 Jahre nach seinem Tod erhält Albertus den Beinamen Magnus. Er ist ein Heiliger, Schutzpatron der Naturwissenschaften.

Albertus Magnus-Institut in Bonn © CF

Kölns Weltruhm ist nicht zuletzt Albertus Magnus zu verdanken, der sich mit arabischer Philosophie und antiken Denkern auseinandersetzt, der den Talmud kennt und Bibeltexte kommentiert. Albertus Magnus betreibt Studien in Chemie, Botanik, Geographie. Für ihn liegen Erkenntnisse nicht im Glauben allein, sondern im Experiment, im Erkunden und Fragen stellen.

Schauspieler Henning Vogt spricht Texte von Albertus Magnus © Jörg Westphal

Um 1200 wird Albert am Rand der Schwäbischen Alb geboren, in Lauingen an der Donau. Albert ist um die 20, als er die junge Denkbewegung der Dominikaner erlebt und in den Orden eintritt. Die Theologieausbildung bringt ihn nach Paris, die angesagte Stadt des intellektuellen Abendlandes.

Inzwischen selbst Gelehrter und Dozent erhält er den Auftrag, in Köln für den Ordensnachwuchs ein Generalstudium aufzubauen und die Leitung zu übernehmen. Eine der ersten Hochschulen auf deutschem Boden ist geboren und damit die Vorläuferin der heutigen Universität. Sein berühmtester Schüler ist Thomas von Aquin. Als Albertus Magnus im November 1280 in Köln stirbt, hinterlässt er um die 70 Werke, unter anderem eine wegweisende kritische Aristoteles-Ausgabe.

Zu Wort kommen

© CF

Maria Burger (promovierte Theologin am Albertus Magnus-Institut Bonn). Sie arbeitet an einer kritischen Werkausgabe

© Privat

Alexander Fidora (Professor für Philosophie am katalanischen Forschungsinstitut ICREA, an der Autonomen Universität Barcelona): Er veröffentlichte vor kurzem seinen Vortrag über Albertus Magnus und seine Auseinandersetzung mit dem Talmud

© CF

Andreas Speer (Philosophieprofessor und Direktor des Thomas Instituts an der Universität zu Köln) Er ist der Autor der Schrift Albertus Magnus über philosophische und biblische Weisheit.

Albertus Magnus-Institut

Adenauerallee 17, 53111 Bonn

Thomas Institut der Universität zu Köln

Universitätsstr. 22, 50923 Köln

ICREA

Catalan Institution for Research and Advanced Studies

Auftragswerk der Stadt Köln: Gerhard Marcks schuf die Albertus Magnus-Plastik im Jahr 1956. Sie steht vor dem Eingang des Hauptsgebäudes der Universität zu Köln © CF

UN-Charta

Die Satzung einer Weltorganisation

ZeitZeichen: 9.45 Uhr (WDR 5) 17.45 Uhr (WDR 3)

StichTag: 9.40 Uhr

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Erster Testflug des Aufklärungssystems Heron 1 des deutschen Einsatzkontingents MINUSMA in Gao/Mali, am 29.10.2016 © Bundeswehr

24. Oktober 1945. Die Satzung der Vereinten Nationen tritt in Kraft. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wird Krieg geächtet. Damals setzten delegierte von 51 Staaten ihre Unterschrift unter das Gründungsdokument. Inzwischen bekennen sich fast alle Staaten der Welt zur UN-Charta. Erklärtes Ziel ist der Weltfrieden, der mehr bedeutet als die Abwesenheit von Krieg. Doch nach wie vor sind Menschen auf der Flucht, werden Opfer von Gewalt, leiden Hunger. Friedenstruppen kämpfen an verschiedenen Fronten, auch gegen die eigenen Dämonen. Sexuelle Missbrauchsfälle erschüttern das Image der mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Blauhelmsoldat_innen. Der Klimawandel fordert die Staaten mehr als dringend an einen Tisch. Dann sind da die Pandemie und ein nicht endender Bürgerkrieg in Syrien. Doch was wäre, wenn es die UNO nicht gäbe?

Zu Wort kommen

Heike Krieger (Professorin für Öffentliches Recht & Völkerrecht/ FU Berlin)
Manuel Fröhlich (Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik/ Uni Trier) © Privat
Arne Molfenter (UNO Pressesprecher, UN Campus Bonn) © Privat
Frau Major Kirsten B., Blauhelmsoldatin und Chefin der Heron-Staffel in Camp Castor in Gao (Mali)
Die Aufklärungsdrohne Heron 1 startet im Rahmen der Mission MINUSMA in Gao/Mali, am 17.09.2019 © Bundeswehr

Im WDR2-StichTag

spreche ich unter anderem mit

© Privat
Jana Gietman (Jura Studentin/ Vorsitzende Cologne Model United Nations)

Die UNO ist eine „Ikone“ für die Model United Nations. Weltweit simulieren Studierende die Debatten des Sicherheitsrates, der Generalversammlung, der WHO. Basis ist die Charta der Vereinten Nationen.

LITERATURHINWEIS

MARS – Viking Mission

1975: Start der Doppelsonde Viking 1

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Der Mars, von der Erde ausgehsehen. Das Bild entstand im August 2003. Die weiße Fläche zeigt den Südpol, eine Schwarte aus Kohlendioxideis. © ESA/ NASA

Die Raumsonde MarsExpress (ESA) fotografiert Ophir Chasma, eine Gegend im Norden der Valles Marineris, des größten Canyons in unserem Sonnensystem. © ESA DLR FU Berlin (G. Neukum)

WDR 5 ZeitZeichen: 9.45 Uhr (WDR 5) und 17.45 (WDR 3)

WDR 2 StichTag: ca. 9.40 Uhr (WDR 2)

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Modell des Viking 1 Landers, ausgestattet mit Radioisotopen-Generatoren. Zerfällt Plutonium 238, wird Wärme freigesetzt. Die wiederum wird in Strom umgewandelt. © NSSDCA/NASA

Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin treffe ich Ulrich Köhler, Mitarbeiter am Institut für Planetenforschung. Wir sitzen in einem Konferenzraum. In Regalen stehen 250 Ordner. Picke packe voll mit Fotos in Schwarz Weiß. Zig Tausende Bilder in knapp fünf Jahren. Die Fotograf_innen: Vier Marssonden.

Der Olympus Mons ist 26 Kilometer hoch und gilt als der höchste Vulkan in unserem Sonnensystem. Die Aufnahme stammt vom Orbiter der Viking 1 © NSSDCA/NASA

Aufnahmen vom Boden sind zu sehen, die ersten, die je vom äußeren Nachbarn der Erde gemacht wurden. Ulrich Köhler war 13, als die Bilder in Zeitschriften erschienen sind und seinen Berufswunsch besiegelten.

Der Geologe Ulrich Köhler im DLR Berlin © CF

Der nächste Traum: Marsgestein im Labor untersuchen. Damals konnten die Viking-Sonden keine Proben sammeln.

Thomas Reiter auf dem Mitteldeck des Space Shuttles Discovery (2006). Als erster deutscher Astronaut flog er zur ISS. © ESA/ T. Reiter

Doch der ESA-Mitarbeiter Thomas Reiter und sein Team hoffen auf Rosalind Franklin. Der ESA-Rover, der den Namen der Forscherin trägt, die entscheidend an der Entschlüsselung der DNA beteiligt war, soll in die Tiefe bohren und Proben für die Erde sammeln.

Die Geophysikerin Christiane Heinicke lebte mit fünf Wissenschaftler_innen in einem „Habitat“ an einem Schildvulkan auf Hawaii © Knaur/ Christiane Heinicke

Vielleicht ließe sich das irgendwann vor Ort machen. An einem geeigneten Habitat arbeitet die Geophysikerin Christiane Heinicke an der Uni in Bremen.

Im Selbstversuch erprobte sie, wie es sich auf dem Mars lebt. Und wie lebt es sich da?

Mars, 5. September 1976, am Nachmittag. Utopia Planitia. Von der Tiefebene entsteht die erste Farbaufnahme. Die Sonne steht hinter der Kamera. © NSSDCA/NASA

Take That

1995: Robbie Williams verlässt die Boyband

WDR 2, 17. Juli 2020, 9.40 Uhr und 18.40 Uhr

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Anja Rützel schrieb ein Buch über Take That. Genau, über die britische Boyband, die förmlich am Reißbrett entstand, die in den 1990ern von den Teenagern angehimmelt wurde, die sich trennte, auflöste, wieder vereinte. Das Buch ist eine Liebeserklärung an Take That. Nein, dafür gibt es sicher keinen Coolness-Award. Anja Rützel schwärmt für die Band, unverhohlen, detailreich, wissend und klug. Sie kreischt auch und vergießt Tränen. Im StichTag spricht die Buchautorin und Journalistin Anja Rützel über die Band und den eigenen Kontrollverlust bei den Konzerten. Das nun wiederum bringt mich ins Schwärmen. Kreischen ist Anarchie oder etwa nicht?!

Celluloid-Herstellung

Patentierung 1870

Titelbild

Angesteckt Der Kunststoff auf Biobasis imitiert Perlmutt und Ebenholz. Die Brosche stammt aus der Jugendstilzeit. (Foto: Claudia Friedrich)

ZeitZeichen: 9.45 Uhr (WDR 5) 17.45 (WDR 3)

StichTag: 9.40 Uhr und 18.40 Uhr (WDR 2)

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Aufgetischt: Bakelit (Braunes Auto) ist umringt von Celluloid. Im Deutschen Kunststoffmuseum werden sämtliche Plastikobjekte aufbewahrt, natürlich auch Celluloid, der erste formbare Kunststoff. Seine Rohstoffe sind Holzfasern bzw. Baumwollbüschel (li). (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid ist der Urahn der Kunststoffe. Celluloid ist leicht, formbar, ein Imitator, der edle Naturstoffe nachahmt: Perlmutt, Ebenholz, Elfenbein. Billard bringt die Kugel so richtig ins Rollen. Im 19. Jahrhundert ist Billard Spielen IN, mit Kugeln aus den Stoßzähnen von Elefanten. Im Juli 1870 meldet der US-amerikanische Erfinder John Wesley Hyatt ein Patent über die Herstellung von Celluloid an. Der halbsynthetische Kunststoff wird in großem Stil produziert und rettet den letzten überlebenden Dickhäutern das Leben.

Angeeckt: Karambolage-Weltmeister Christian Rudolph spielt mit den Erben der Celluloidbälle. (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid, so nennt Hyatts Bruder das Produkt aus nitrierter Zellulose. Im Staat New York eröffnen die Brüder die Celluloid Manufacturing Company. Nach ihrem Vorbild entstehen weltweit Celluloidwerke, auch in Meerbusch Lank.

Abgerissen: Westdeutsche Celluloidwerke in Meerbusch Lank, 1909 bis 1983. Der Wasserturm ist heute ein Wahrzeichen der Stadt (Rechte: Stadtarchiv Meerbusch)

Bis zur Schließung im Jahr 1983 arbeitet Hans Niebels in der Fabrik. Er erinnert sich an den weißlichen Brei, der bestimmte Prozesse durchläuft, bis er als festes Material aus der Trockenkammer kommt.

Vorausgeschaut: Schlosser Hans Niebels läuft durch eine der Werksstraßen. Er betreute die Maschinen, an denen Celluloid geknetet, geformt, gewalzt, gepresst getrocknet, geschnitten wurde. (Rechte: Stadtarchiv Meerbusch)
Zurückgeblickt: Fürs Stadtarchiv Meerbusch schrieb der heute 82jährige Hans Niebels eine Chronik über die Celluloidwerke in seiner Heimatstadt Lank-Latum. (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid ist ein Klassiker der Kunststoffe. Seine Wirkung ist nachhaltig, seine Blüte kurz, denn es gibt einen Nachteil: der Stoff ist leicht entflammbar.

Abgehängt: Bakelit versus Celloid (li). „Celluloid ist der Stoff fürs Schöne, Bakelit fürs Praktische“, sagt Uta Scholten. Bei Aschenbechern, Trinkbechern, Steckdosen macht das Rennen Bakelit (re). Der vollsynthetische Duroplast beerbt den Klassiker auf Biobasis. (Foto: Claudia Friedrich)

Der Celluloid-Stern sinkt, als Bakelikt, PVC & Co das vollsynthetische Kunststoffzeitalter besiegeln. Dennoch ist und bleibt Celluloid großes Kino. Auch wenn Filme längst digital erscheinen, sind sie im Geiste immer noch auf Zelluloid gebannt.

Aufbewahrt: Das Produktionsarchiv der Westdeutschen Celluloidwerke ist ein Schatz des Deutschen Kunststoffmuseums. Die Rezepturen waren ein streng gehütetes Geheimnis. (Foto: Claudia Friedrich)

Zu Wort kommen Andrea Siebert-Raths (WDR 2 StichTag) und Stefan Hecht (WDR 5 ZeitZeichen), die jeweils zu Kunststoffen forschen, Uta Scholten (WDR 2 und WDR 5), die Kuratorin des Kunststoffmuseums und Hans Niebels (WDR 5), der ehemalige Arbeiter der Westdeutschen Celluloidwerke in Lank-Latum.

Durchgeblättert: Die Kunsthistorikerin Uta Scholten, Mitarbeiterin des Deutschen Kunststoffmuseums, betrachtet Musterbücher, von Transparent über Neon-Orange bis zu Champagnergelb. (Foto: Claudia Friedrich)

Deutsches Kunststoffmuseum

c/ o LVR-Industriemuseum (Peter Behrens-Bau)

Hansastraße 18, 46049 Oberhausen

Angefressen: „Celluloid ist meine Freude, aber auch mein Leid“, sagt die Kunsthistorikerin Uta Scholten. Denn Celluloid hat es in sich, unter anderem Salpetersäure, die das Brillengestell langsam, aber sicher zerstört. (Foto: Claudia Friedrich)

Stadtarchiv Meerbusch

Karl-Borromäus-Str. 2a, 40667 Meerbusch-Büderich

Leibniz Institut für Interaktive Materialien (Uni Aachen)

Wissenschaftlicher Leiter: Stefan Hecht

Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (Hochschule Hannover)

Dirketorin: Andrea Siebert-Raths (Direktorin)

Abgeschmettert: Mit rund 140 km/h schmettert der ägyptische Tennisprofi Omar Assar den Zelluloid-Ball über die Platte, 2018 im Düsseldorfer Tischtenniszentrum. Die in China produzierten Bälle sind Gefahrengut. Seit 2019 sind die Bälle vom Tisch. Celluloid ist leicht, hart im Nehmen, aber sofort Feuer und Flamme. (Foto: Claudia Friedrich)

1995 – Atlantis trifft Mir

Spaceshuttle trifft Raumstation

USA trifft RUS

Die erste Atlantis-Mir Mission

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Russische Raumstation MIR: fotografiert von Atlantis, beim Andocken im Januar 1997.

Astronaut Thomas Reiter (ESA Mitarbeiter) beim Spacewalk während einer Mission auf der ISS im August 2006 © NASA

WDR 2, 29.6.2020, 9.40 und 18.40

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Sommer 1995. Das amerikanische SpaceShuttle Atlantis nimmt Kurs auf die russische Raumstation Mir (s. Titelfoto). Das „Parken“ ist eine technische Meisterleistung. Zentimeter für Zentimeter nähert sich das riesige Raumschiff der Mir mit seinen vier Solarpanelen, die wie ein X in den Weltraum ragen. Per Hand manövriert der Pilot die Atlantis an den Kopplungsring. Shuttle und Station bilden die größte Installation, die die Menschheit bis dahin ins All gesetzt hat.

Thomas Reiter außerhalb der ISS, rund 400 Km von der Erde entfernt © NASA

Die Besucher schweben durch den schmalen Verbindungstunnel in die Mir. Mit diesem Treffen wird der Grundstein für den Bau der Internationalen Space Station ISS gelegt. Im November 1995 legt die Atlantis ein zweites Mal an die Mir an. In der russischen Station empfängt Astronaut Thomas Reiter die Gäste aus Cape Canaveral (Florida). Mit dem Ex Astronauten und Mitarbeiter bei der European Space Agency (ESA) sprach ich über seine Erfahrungen im Weltraum und über die Atlantis-Mir-Missionen.

Thomas Reiter (Astronaut/ ESA)

Thomas Reiter im Flug-Anzug vor dem Start des Space-Shuttle-/ISS-Langzeitmission „Astrolab“2006 © ESA Foto: S Corvaja

Griechenland

Hilfspaket mit Haken

WDR 2 StichTag am 2. Mai 2020

Link zum WDR 2-StichTag

2010 EU Milliarden-Rettungsprogramm beschlossen

Graffito in Athen: Nein zur Angst © CF

Die Schulden sind hoch, die Statistiken geschönt, der Staat am Ende. Ευρώπη Europa strauchelt und bringt die damals junge Währung in Gefahr. Die EU erwacht aus ihrem Dornröschenschlaf, beruft Sondergipfel ein und verabschiedet im Mai 2010 das erste Sparpaket. Doch der Preis ist hoch. Griechenlands Wirtschaft wird in die Knie gezwungen, so sehr, wie es kaum Land zu Friedenszeiten erleben musste.

© CF

Im Staatenbund wird auf zweri Ebenen agiert. Politiker_innen ringen um Lösungen, selbst ernannte Expert_innen kennen die Gründe und greifen dafür tief in die Kliescheekiste: DIE Griechen sind faul, Zocker, eine Klientelgesellschaft. Eine Haltung macht sich breit, die alles andere als europäisch ist. Aber ausgerechnet in Krisenzeiten braucht das europäische Projekt wirkliche Visionen, keine Kleinstaaterei.

Ioannis Zelepos (Historiker, Buchautor) © CF

Mit dem Historiker Ioannis Zelepos sprach ich über zehn Jahre Sparmaßnahmen und die europäischen Hilfspakete. In Griechenland werden die drei millardenschweren Kredite Memorandum genannt, was soviel bedeutet wie Denkzettel.

Nein zu den Memoranda © CF

Literatur

Zelepos, Ioannis: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H. Beck. München 2/ 2017

Die Rache des Germanicus

15 n. Chr.: Feldzug gegen die Germanen

Link zum StichTag am 21.3.2020

In Corveys Klosterbestand befanden sich die ersten sechs Bücher der Annalen von Tacitus © CF

Kloster Corvey um 1508. Vielleicht war es ein Gelehrter oder ein Pilger oder ein Auftragsdieb, der sich als Gastausgab. Er stöberte in der berühmten Klosterbibliothek, fand die Annalen von Tacitus, genauer, die ersten sechs Bücher, und brachte sie nach Italien. Der Papst behielt die Originale auf Pergament, ließ die Annalen drucken und sandte sie nach Corvey zurück. Und damit ist ein Mythos geboren, der Mythos des heldenhaften Kampfes der Germanen gegen die antike Weltmacht Rom, angeführt von dem siegreichen Feldherrn Hermann dem Cherusker.

Antikes Kriegsgebiet im Teutoburger Wald © CF

In den Annalen schildert der antike Geschichtsschreiber das so genannte Varus-Ereignis, eine Schlacht, die Roms Armee gegen Arminius, so der eigentliche Name des Cheruskerfürsten. Arminius stand in Roms Diensten , meuterte gegen seine Vorgesetzten, schloss mit anderen germanischen Kriegern ein Kampfbündnis und stürzte 20 000 Soldaten in den Tod, irgendwo bei Osnabrück.

Einstige Römerstraße in Hessen © CF

Er will Rache: Nero Claudius Drusus, bekannt als Germanicus. Im Jahre 15 nach Christus, im Frühling, rüstet er zum Feldzug. Germanicus ist um die 30, ein römischer Prinz im besten Alter, Oberbefehlshaber der Legionen am Rhein. Der junge Krieger will die germanischen Stämme unterwerfen, die Grenze an die Elbe verlegen und das Römische Reich um ein paar Provinzen reicher machen. Doch der Limes ist und bleibt der Rhein. Und das Heldenepos der Germanen ist und bleibt ein Mythos.

Prof. Rene Pfeilschifter © Privat

Mein Interviewpartner Rene Pfeilschifter, Professor am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität erklärt dicht und anschaulich, was vor 2000 Jahren geschah.

Schauspieler Joachim Schönfeld zitiert den römischen Geschichtsschreiber Tacitus und den Dichter Heinrich Heine.

Teutoburger Wald © CF