Europa

Ein demokratisches Experiment

Titelbild: Die Europaflagge © CF

1955 vom Europarat eingeführt/ 1985 vor den EU-Institutionen in Brüssel gehisst/ Zwölf goldene Sterne auf azurblauem Grund. Die Zahl 12 steht für Vollkommenheit.

in meinem EU-Feature: ROBERT MENASSE & CÉCILE WAJSBROT

WDR 5, Scala, 7. Juni 2024, 14 und 21 Uhr

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Spot an der Fassade des alten Rathauses in Münster © Claudia Friedrich

Ohne Europa sähe der Kontinent anders aus. Mit mehr Europa allerdings auch. Das Europäische Projekt stecke in den Kinderschuhen, sagt der Wiener Schriftsteller Robert Menasse.

Der Titel Die Welt von morgen schlägt einen Bogen zu Stefan Zweigs autobiographischen Text Die Welt von gestern. Erinnerungen eines Europäers. Das Zeitgemälde entwirft Stefan Zweig im Exil, kurz vor seinem Tod im Jahr 1942Europa ist da längst nicht mehr. Robert Menasse wiederum verfasst sein Manifest heute, in einer Zeit, da viele das Demokratie-Experiment totsagen, für gescheitert erklären, die Erfolge kleinreden. 

Cécile Wajsbrot © Claudia Friedrich

Europäerin sein. „Das ist die einzige Bezeichnung, die ich verstehe und empfinde“, sagt die Pariser Schriftstellerin Cécile Wajsbrot. In ihren Romanen beschwört sie die Geister Europas, Stimmen der Vergangenheit, vergessene Stimmen, Stimmen, die mythisch und gegenwärtig sind, Stimmen, die an keine Nation gebunden sind.

Robert Menasse © Rafaela Pröll

Nation ist eine Fiktion, sagt Robert Menasse. Ich möchte die Nationalität abschaffen, so Cécile Wajsbrot. Ein Traum! Es gäbe keine Grenzen, keine rechten Parteien, die von Volk und Nation faseln. Es gäbe gleiches Recht für alle und, wenn es nach Robert Menasse geht, für alle Neugeborenen Europapässe. Ich bin dabei!

Kann es sein, dass die Faschist:innen ein Thema haben… © Claudia Friedrich

Vielleicht würden die Menschen mit Europapass auf die Nationen pfeifen, würden sich nicht in den Fankurven bekriegen, würden den Begriff Wirtschaftsflüchtling aus ihrem Wortschatz streichen, würden viele Sprachen lernen, würden diskutieren, zum Beispiel über die 27 verschiedenen Demokratie-Systeme. Die unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung. 

Betonwerk in Elefsina (Kulturhauptstadt Europas 2023) © Claudia Friedrich

Und welche wäre die Hauptstadt? Wenn es nach Cécile Wajsbrot geht, jedes Jahr eine andere. So wie die Kulturhauptstadt Europas, initiiert von der griechischen Schauspielerin und Kulturministerin Melina Merkouri. Athen ist die erste Stadt, die den Titel trägt (1985). 

Ich hatte das Glück, mit Robert Menasse und Cécile Wajsbrot über Europa zu sprechen. 

Noch ein Wort zum Mythos…

Europa, die phönizische Königstochter, die einen Stier sieht, ihn streichelt, sich auf seinen Rücken setzt… Doch der Stier ist Camouflage, ist eine Tarnung,, hinter der Gottvater Zeus steckt. Er entführt Europa nach Kreta und vergewaltigt sie. 

Eigentlich darf man es niemandem sagen, aber Europa gibt es nicht. 

So überschreibt Yoko Tawada ihren Essay, der in dem Band Talisman erschienen ist. Leichtfüßig und scharfsinnig macht sie sich Gedanken über Europa, betrachtet den Kontinent durch ihre japanische Brille. Einfach nur lesenswert.

VERANSTALTUNG

EUROPÄISCHES LABORATORIUM 

28. bis 30. Juni 2024

Werkhaus Schwalenberg

Marktstraße 19, 32816 Schieder-Schwalenberg 

© CF

In der einstigen Malerkolonie Schwalenberg in Westfalen kommen Schriftsteller und Schriftstellerinnen anlässlich der Autorentage zusammen. Mit dabei ist die Schriftstellerin Cécile Wajsbrot, am Samstag, den 29. Juni 2024.

Wir haben die Wahl! © Kerstin Rosemann

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