Ikona

Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst

TITELBILD

Ikone der Heiligen Thekla mit 26 Szenen aus ihrem Leben

(Eitempera auf Holz/ Russland, Ende 18. Jahrhundert)

WDR 5, Scala, 14. November 2023, 14 und 21 Uhr

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Ikonenmuseum Recklinghausen © CF

Das Ikonenmuseum Recklinghausen ist die erste Station einer Sonderausstellung. Titel: Ikona. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst.  Die drei wichtigsten Ikonenmuseen in Westeuropa, Recklinghausen, Frankfurt am Main und Kampen in den Niederlanden, haben sich zusammengetan und die Wanderausstellung organisiert. 

Ausstellung im Aufbau: Blick auf die Ikone der Heiligen Sophia – die mystische Lichtgestalt aus dem Alten Testament, die Tochter Gottes im Neuen Testament, gleichermaßen besungen von jüdischen und christlichen Gläubigen/ Russland, 18. Jahrhundert, Eitempera auf Holz © CF

Ikonen? werden einige fragen. Das sind doch diese erstarrten Heiligen mit so einem Saturnring um den Kopf. Die dann von Leuten wie Putin abgeküsst werden. Falsch. Ikonen sind aufregende Bildergeschichten. Ikonen sind das Fenster zum Himmel, sind Abbilder der Urbilder im Himmel, sind Kult und Kunst.

Fomaïda mit 16 Szenen aus ihrem Leben/ Russland (Newjansk), 18. Jahrhundert, Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Am Ostrand des Urals, 100 Kilometer nördlich von Jekaterinenburg, liegt die Kleinstadt Newjansk. Im 18. Jahrhundert: Zentrum der religiösen Kunst der Altgläubigen. Im Auftrag reicher Fabrikanten, Kaufleute, Goldminenbesitzer schaffen Ikonenmaler Werke, so auch die heilige Fomaïda.

Fomaïdas Kampf gegen häusliche Gewalt ist in fein gemalten Miniaturen zu sehen. Ihre und auch die anderen Ikonen befeuern die Genderdebatte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Es geht um #metoo, um Eheverweigerung, Recht auf Bildung, Selbstbestimmung. Aktueller geht’s nicht. 73 Ikonen hängen. 

Katharina von Alexandria mit Palmenzweig und Märtyrerkreuz/ Griechenland (Kreta), Ende 17. Jahrhundert/ Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Die 74. liegt noch in Bethlehem. Eine Ikone, die von katholischen Nonnen im Kloster in Bethlehem gemalt wird: Die Figur der Heiligen Mariam vom gekreuzigten (Jesus). Sie ist Gründerin des ersten Klosters der unbeschuhten Karmeliterinnen in Judäa. Mariam wird 1846 geboren in einem kleinen Ort bei Nazaret geboren, im heutigen Israel. Sie ist Nonne und Mystikerin. 1878 ist Mariam bei der Arbeit tödlich verunglückt. Bis heute wird sie von den Karmeliterinnen sehr verehrt. Das wäre die jüngste Ikone der Ausstellung. Doch die Hamas überfällt Israel… Der Platz wird auf jeden Fall frei gehalten. 

Maria beweint ihren toten Sohn (Pietà)/ Griechenland (Kreta), Ende 15. Jahrhundert
Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Die älteste Ikone stammt aus dem 15. Jahrhundert, aus Kreta. Zu sehen ist Maria, die ihren toten Sohn beweint. Ikonen zeigen gefeierte Idole des Christentums. in dieser Schau sind Stars zu sehen wie die Muttergottes, die Stammmutter Eva, die überaus kluge Königstochter Katharina von Alexandria. Aber auch Frauen, die nicht so im Rampenlicht stehen wie Thekla (s. Titelbild), die erste Aposteln oder Thomaïs (Griechisch) bzw. Fomaïda (Russisch), die Opfer von Femizid wird. Oder die Prostituierte Maria von Ägypten, die ihren Job schmeißt, in die Wüste geht und 50 Jahre allein lebt.

Lutz Rickelt, der Leiter des Ikonenmuseums, ging mit mir durch die Ausstellung.

AUSSTELLUNG

IKONA. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst

12.11.2023-17.3.2024: Ikonenmuseum Recklinghausen

Kooperation mit Ikonenmuseen in FFM und Kampen (NL)

April bis September 2024: Kampen/ Oktober 2024: FFM

Dr. Lutz Rickelt (Ikonenmuseum Recklinghausen) © CF

ADRESSEN

Ikonenmuseums Recklinghausen

Leiter: Lutz Rickelt

Kirchplatz 2a, 45657 Recklinghausen

EIKON

Gesellschaft der Freunde der Ikonenkunst e.V. (Vorsitz: Eva Haustein-Bartsch)

Ikonen-Museum Frankfurt am Main

Leiterin: Konstanze Runge

Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt

Ikonenmuseum Kampen 

Kuratorin: Liesbeth van Es

Buiten Nieuwstraat 2, 8261 AV Kampen

KATALOG

Van Es, Liesbeth/ Runge, Konstanze/ Rickelt, Lutz (Hg:innen): IKONA. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst / Heilige vrouwen in de orthodoxe kunst. Kampen, Frankfurt, Recklinghausen 2023

Rickelt, Lutz (Hg.): Ikonen aus dem Nachlass Strauß und andere Werke. Begleitband zur Ausstellung im Ikonen-Museum. Recklinghausen 2022

Maria von Ägypten/ Russland, um 1800/ Eitempera auf Holz, 35,5 x 30,8 cm © Ikonenmuseum Frankfurt


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