ProtestKulturen

Vom Sound der Straße

WDR 3 TonArt, 5.3.2024, 15 Uhr

Link zum Podcast

Für mein Soundstück habe ich ein Demohopping veranstaltet. Ich reise nach Münster zur Großdemo gegen den Neujahrsempfang der AfD. Stehe im Epizentrum der 30 000. Mit der Critical Mass radle ich durch Köln, gut unterhalten von Musik, die aus verschiedenen Lautsprecherboxen dröhnt. Und ich besuche eine Pro-Palästina-Demo in Aachen, die mich schaudern macht. Denn da werden sämtliche Register gezogen, um Israel zu dämonisieren. Ohne auch nur ein einziges Wort über die Gräuel der Hamas zu verlieren, ihre systematischen Vergewaltigungen, ihr Morden, ihre Raketen, die der Zivilbevölkerung gelten. Aber auch Demos, die wehtun, zumindest mir, sind Teil der Protestkulturen hierzulande. Ein Recht, das wir dem kurzen Frühling der ersten Republik im Jahr 1848 zu verdanken haben.

Menschen demonstrieren für verschiedene Anliegen. Die einen sind gegen Rechts, die anderen gegen den Klimawandel. Friedensbündnisse rufen auf zu Nie wieder ist jetzt. Das Demovolk ist alles andere als ein Kollektiv. Eher eine explosive Mischung aus Kritik und Krawall. Kollektive Performances: regellos, laut, ambivalent.

Sounds des Sinnens

Akustischer Spaziergang durch den Phantastischen Lichter-Weihnachtsmarkt

Dortmund Fredenbaum-Park

Im Partyzelt: Cobblestones © CF

WDR 3 TONART, 7. Dezember 2023, 15 Uhr bis 17 Uhr

Link zum Podcast

Weihnachtsmärkte klingen nach Kult und Konsum, klingen süß und deftig, klingen verkitscht oder eben doch ganz anders.

Gastro-Meile © CF

Weihnachtsmärkte gehören zur Vorweihnachtszeit. Sie nerven und beglücken gleichermaßen.

Steampunk-Areal: Das Carousel © CF

Mal ehrlich, wer hat nicht schon die Augen verdreht, wenn die Buden im Weg stehen, wenn zum xten Mal Stille Nacht aus den Lautsprechern erklingt.

Mittelalter-Markt: Armbrust- und Bogenschießen, Axt Werfen © CF

Und mal ehrlich, wer ist nicht schon am Glühweinstand versackt, mit und ohne Alkohol.

Ziselierer Ivan Müller: Mittelalterliche ziselierte Trachtenaccessoires. Heraldische Wappen und Anhängeschilder (Leopoldova 2044. 14900 Praha 4)

Der Trend geht in Richtung historische Stände und traditionelles Kunsthandwerk.

Weihnachtsmärkte sind ein Spiegel der Gesellschaft. Und die steht… auf Nostalgie. Ich bin auf Tonfang gegangen.

© CF

Phantastischer Lichterweihnachtsmarkt 

23. November 2023 bis 7. Januar 2024

Im Steampunk-Zelt: Liam Bo Skol © CF
Falknerei Skyhunters Frechen: Artemis, die Göttin der Jagd. Kordillerenadler-Dame. 8 Jahre alt (bestes Alter, sagt Ari, der Falkner) 2,5 Kilo schwer © CF
Im Drachenwald: Recycle Art Shop & Show Room © CF

Cranger Kirmes

Der Sound der Hedonie

WDR 3 TonArt, 11. August 2023, 15 Uhr

LINK ZUM PODCAST

Die Cranger Kirmes gilt sogar als das größte Familien-Event bundesweit. Auf dem ehemaligen Gelände des Steinkohlebergwerks Zeche Unser Fritz, genauer, am Schacht V wird hier alljährlich Kirmes gefeiert.

Das Volksfest gibt es seit zig hundert Jahren. Genaues ist nicht bekannt. Im Mittelalter unterhielten fahrende Leute ihr Publikum mit Zuckerwaren, Bänkelgesängen, Moritaten.

Im 19. Jahrhundert zogen Guckkästner von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, stellten den letzten technischen Schrei auf den Tisch und ließen ihre Gäste tief blicken.

Kino ist ein Kind der Kirmes. Leider gab es auch Menschenschauen. Das mit den Menschen ist glücklicherweise vorbei.

Heute sind Maschinen die große Attraktion. Sie sind schneller wie nie zuvor, treiben ihr Publikum höher und weiter.

Doch keine Kirmes ohne ihre Klassiker, zum Beispiel Dosenwerfen und in kandierte Äpfel beißen. Ich bin Sounds Sammeln gegangen. Auf Crange.

CRANGER KIRMES

Motto: Es werde Crange

3. bis 13. August 2023

Die Meister der Organisation. Alexander Christian (li.) und Jochen Schübel (Stadtmarketing Herne)
Freier Fall: Hangover © CF

Secret Sounds VI

FIRE

Aus einem Guss

WDR 3, TonArt, nach 16 Uhr

Link zum Podcast

Glocken hängen vor dem Fenster mit Blick auflas Dach eines Seitenschiffes
Westminstergong vor dem Nordfenster der Kirche St. Pankratius © CF

Für einen winzigen Moment ist TonArt ein Enigma. Des Rätsels Lösung liegt nicht auf der Hand, sondern in Sounds und Stimmen. Reportagen aus sechs Städten in NRW beschreiben den jeweiligen Ort, nennen ihn nicht beim Namen.

geschmolzenes Kupfer und Zinn in einem glühend roten Tiegel
1200 Rad Celsius: Kupfer und Zinn im Tiegel © CF

Die sechs Portraits folgen den sechs Elementen: Wasser, Metall, Luft, Erde, Holz. Der letzte Secret Sound der sechsteiligen Klangkunst-Reihe steht im Zeichen von Feuer. Es wird verdammt heiß und das Ergebnis ist verdammt gut tönend. Wer weiß, wo die Glocken hängen?

Die Kunsthistorikerin Hanna Koch und ihre beiden Mitarbeiterin Ruth Neumann und Elisabeth Vornholt sind wahre Glockenflüsterinnen. Sie hüten Glocken aus verschiedenen Epochen, von der Antike bis in die Jetztzeit. Glocken sind Musikinstrumente.

Drei Museumsmitarbeiterinnen stehen hinter einer großen Glocke
Ruth Neumann, Hanna Koch, Elisabeth Vornholt (v.li) © CF

Sie lassen sich anschlagen und auch ansingen, letzteres, um die Teiltöne herauszufiltern, die den Gesamtton bilden, den sogenannten Schlagton.

DER GESUCHTE ORT IST DIE GLOCKENSTADT GESCHER

Stadtansicht mit Kirchturm in der MItte
Gescher mit Kirchturm St. Pankratius © CF

Die sechste und letzte Klangminiatur stammt aus der kleinen Stadt im Münsterland. 1788 schöpfte der Spross einer Glockengießerdynastie aus Lothringen, Alexius Petit d.Ä., Lehm von den Ufern der Berkel. Mit seinem Sohn goss er hier die erste Glocke.

Steinfigur steht als Silhouette vor einem Wald bei Nacht
Heiliger Nepomuk: Blaue Stunde über der Berkel © CF

Die Berkel fließt am Rand von Gescher entlang. Zwei Jahrzehnte später gründete der Sohn Petit vor Ort eine Manufaktur. Seine beiden Neffen aus der Bremer Kaufmannsfamilie Edelbrock führten das Geschäft weiter. Bis heute existiert die Gießerei Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher.

Zwei Arbeiter stehen vor einem Topf, der am Ausglühen ist
Siegfried Thiery und ein Mitarbeiter platzieren den soeben geleerten Graphittopf auf den Boden © CF

Ihr Heavy Metal läutet an verschiedenen Orten der Welt, natürlich auch in Gescher selbst. Auf dem Marktplatz steht die Kirche St. Pankratius. Seit 2011 führt der pensionierte Lehrer Reinhold Löhring Interessierte in die Glockenstube der Kirche, direkt unter dem Helmdach.

Ein Mann steht im Profil vor einer riesigen Glocken, die im Glockenstuhl hängt
Turmführer Reinhold Löhring steht im Glockenstuhl von St. Pankratius © CF

Fünf Bronze-Glocken unterschiedlicher Größe hängen im Turm, gegossen nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1949. Nicht zuletzt erinnert ihr Klang den Krieg und an die ermordeten Geschehener:innen. In der Zeit des Nationalsozialismus werden 20 jüdische Menschen deportiert und ermordet, darunter die dreijährige Elionore Stein. Heute ist der wieder errichtete jüdische Friedhof am Südlohner Damm ein Erinnerungsort. 

Stadtsilhouette von Gescher: Dächer und Bäume bei Nacht
Gescher bei Nacht mit dem Dach der profanierten Marienkirche © CF

Wir verlassen den Glockenstuhl, steigen höher, auf eine Ebene im Turmdach.

Draufsicht auf zwei Glocken und die Keilriemen, die durch einen Elektromotor angetrieben werden
Blick auf den Glockenstuhl © CF

Vor der Dachgaube im Norden hängt der Westminstergong, der jede viertel Stunde läutet. Wir sehen in sämtliche Himmelsrichtungen, blicken auf das alte Rathaus im Westen und die Gießerei im Osten. Nach dem Tod ihres Mannes führt Ellen Hüesker die Familientradition weiter, in der 13. Generation.

Portrait einer Frau, die in die Kamera sieht
Ellen Hüesker (Glockengießerin) © CF

Petit & Gebrüder Edelbrock

Glocken- und Kunstguss-Manufaktur

Hauptstraße 5, 48712 Gescher

Eine Frau steht zwischen zwei Glocken, die auf dem Boden stehen
Im Glockenmuseum: Hanna Koch vor einer Zuckerhut-Glocke aus dem 12. Jahrhundert) © CF

Westfälisches Glockenmuseum Gescher

Lindenstraße 2, 48712 Gescher

Stadt Gescher – NEUE INTERNETPRÄSENZ

Graphittopf mit Metallschmelze vor einer Gussform
© CF

Secret Sounds V

WOOD

Klaviatur der Straße

Unterwegs mit der Marimbaphonistin Silke Büscherhoff

Portrait einer Frau, die auf der Straße steht und Schlägel in der Hand hält
Auf dem Oberen Markt in Ibbenbüren: Silke Büscherhoff (Marimbaphonistin und Schlagzeugerin) © CF

TonArt am 26. Juli 2022, nach 16 Uhr

LINK ZUM PODCAST

Fahne für Flugzeuge unter einem dramatischen Himmel mit Wolken, am Horizon Bäume und Strommasten
Jenseits der Osnabrücker Straße © CF

Kleine und feine Reportagen aus sechs Städten in NRW bieten vielschichtige Portraits des jeweiligen Ortes. Allein Sound, Stimmung und Stimmen zeichnen ein Bild des Raums, durch den ich mich bewege.

Blick auf die Steinkohlezeche Anthrazit in Ibbenbüren © CF

Der heutige Secret Sound steht im Zeichen von Wood-Holz. Egal, wie lange es gelagert hat. Millionen von Jahren oder ein paar Jahrzehnte. In diesem Ort habe ich Beides erlebt. Nördlich vom Norden, kurz vor der Grenze zu Niedersachsen. 

Schlägel mit blauem Baumwollgarn umwickelt und Holzgriffen auf Klangplatten aus Padouk
Gummi auf Tropenholz: Schlägel, mit Baumwollgarn umwickelt © CF

GESUCHT WURDE IBBENBÜREN

Eine Fußgängerzone: Viele Menschen laufen auf der Straße unter Girlanden mit Sonnenschirmen. Am Horizont ist eine Kirche zu sehen
Ibbenbüren Innenstadt © CF

Die Secret Sounds stammen aus Ibbenbüren, Über Tage und Unter Tage. Kurz vor Toreschluss fuhr ich mit den Kumpels in den Nordschacht der Zeche Anthrazit Ibbenbüren ein. Auf dem Schafberg, der Bruchscholle zwischen Teutoburger Wald und Osnabrück, kommen die Erinnerungen.

Auf einer Straße vor einer Mauer fährt ein Motorrad. Über die Mauer ragt ein Förderturm
Verlassen: der Förderturm © CF

Seit 450 Jahren suchen Bergleute in Ibbenbüren dem Berg das schwarze Gold zu entreißen. Im Dezember 2018 schließt das Steinkohlebergwerk Anthrazit Ibbenbüren.

Ein kleines Mädchen wirft Münzen in den Gitarrenkasten. Sie hält Eis in der Hand.Ihr gegenüber steht ein Straßenmusiker mit einer Gitarre in der Hand
© CF

Auch ein anderer Baustoff prägt die Stadt im Norden von NRW: Der Ibbenbürener Sandstein, hell und wetterfest, der auch Akzente am Oberen Markt setzt.

Silke Büscherhoff steht vor einem Apothekengebäude und spielt Marimba. Vor ihr liegt die Abdeckung mit Münzen. Neben ihr steht ein Notenständer mit CDs
© CF

Hier steht die Straßenmusikerin Silke Büscherhoff und spielt Marimba. Wer Lust auf das Instrument bekommen hat: Silke Büscherhoff unterrichtet Marimba, aber auch andere Schlagzeuge, an der Musikschule in Ibbenbüren.

Wer Silke Büscherhoff erleben will, geht auf die Straßen zum Beispiel in Ibbenbüren, aber auch Aachen, Düsseldorf, Dortmund, Münster, Bremen. 

Halbprofil der Straßnmusikerin, die ihren Arm an eine Platane lehnt. Im Hintergrund der Hauseingang zur Musikschule.
An der Platane: Silke Büscherhoff vor der Musikschule in Ibbenbüren © CF

LINK

Silke Büscherhoff (Schlagzeug/ Marimbaphon)

Halbtotale: Silke Büscherhoff klappt einen Teil der Marimba zusammen, die Resonatoren, schmale Metallrohre
Vor der städtischen Musikschule: Silke Büscherhoff mit den Resonatoren (Tonverstärkern) © CF

CD

Büscherhoff, Silke: Unterwegs

mit dem Marimbaphon auf Deutschlands Straßen & Plätzen. Pallas Group 2/ 2020

Blick durch ein ausgestanztes X in einem Leichtmetallzaun, auf eine asphaltierte Straße, gesäumt von Feldern. Am Horizont: eine Landschaft mit Einfamilienhaus
Hubschrauberlandeplatz auf dem einstigen Zechengelände © CF

Secret Sounds IV

EARTH

Im Darm der Stadt DORTMUND

Klangrätsel aus sechs Orten in NRW

Water * Metal * Air * Earth * Wood * Fire

WDR 3 TonArt 18. Juli 2022, 16 Uhr

LINK ZUM PODCAST

Blick durch die Frontscheibe eines fahrenden Autos. Links im Bild angeschnitten der Fahrer Nils Lindner.
Im knallorangenen Bulli: Nils Lindner (Stadtentwässerung) auf dem Weg zum größten Regenklärbecken der Stadt © CF

TonArt geht auf Soundreise. Alles, was an Geräuschen, Stimmen, Klängen vors Mikro läuft, wird aufgesaugt. Das Ergebnis sind collagierte Reportagen aus sechs Städten in NRW. Es gibt laute Töne, leise Töne, Stille. Worüber beharrlich geschwiegen wird, sind die Namen der Ortschaften. Unsere bisherigen Klangportraits stammen aus Satzvey im Süden, Aachen im Westen und Münster im Norden. Heute geht’s in die Mitte von NRW.

Blick aus einem Schacht in Richtung Einstiegsklappe. Nils Lindner steht über dem Einstieg und schaut nach unten. An der Wand ist eine Steigleiter
Zwischen Himmel und Erde: Nils Lindner am Dreifuß mit Höhensicherung © CF

Ich begebe down EARTH, zusammen mit dem Ingenieur und Betriebsleiter der Stadtentwässerung Matthias Klafki und dem Orchestermusiker Matthias Grimminger (Dortmunder Philharmoniker)

Zwei Männer mit Arbeitsanzug und Helm stehen in einem Betonkubus ohne Fenster und Licht. Sie spiegeln sich in der Pfütze auf dem Boden. Das Licht stammt von einer Taschenlampe.
Zwei in einer großen Stadt: Matthias Klafki (re. Betriebsleiter) und Matthias Grimminger (Musiker) © CF

Normalerweise liegt der Wasserpegel in der Betonhalle bei drei Meter. Für unser musikalisches Experiment ließen die Arbeiter das Wasser ab, reinigten die Kathedrale, hielten das Wasser zurück und sorgten für unsere Sicherheit.

Robert Schumann-Musik unter der Robert Schumann-Straße in Dortmund © CF

Zwölf Meter unter der Erde spielt Matthias Grimminger einen Ausschnitt aus Robert Schumanns Musikstück Träumerei auf der Bassklarinette. Der Nachhall liegt bei 20 Sekunden.
Blick in das Regenklärbecken: Hohe Betonwände, an denen Wasser entlangläuft
Schieber auf: Regenwasser fließt ins Becken. Schmutzpartikel setzen sich ab, das klare Wasser wird in die Escher geleitet © CF

DIE GESUCHTE STADT IST DORTMUND

Schotterfeld mit Büschen, am Horizont neue Gebäude, weiß verputzt, viel Glas
Schotterfeld im Phoenix Park: Unter der Deck liegt die Betonhalle, in der Regenwasser geklärt wird © CF
Orangefarbenes Fahrzeug vor einem Gebäude
Zu unserer Sicherheit vor Ort: Saug- und Spülfahrzeug der Dortmunder Stadtentwässerung. © CF
Drei Männer stehen unter Bäumen und schauen in ein Handy
(v. re.) Matthias Grimminger, Nils Lindner und ein Arbeiter in der Nähe des Einstiegs zum Regenklärbecken © CF

Matthias Grimminger zögerte keinen Moment, als ich ihn fragte, ob er in Dortmunds Kanalisation spielen würde. Auch Matthias Klafki und sein Team sagten sofort zu. ICH VERNEIGE MICH!!! Das kostbare Instrument wurde im Eimer sorgsam in den Schacht eingefahren.

Mann (Halbtotale) sitzt auf dem Beifahrersitz und dreht sich nach hinten
Matthias Klafki © CF
Mann steht im Becken, vor einer Betonwand, und spielt Klarinette. Sein Schatten erscheint riesig auf der Betonwand
Matthias Grimminger © CF

Secret Sounds III

AIR

Töne vom Turm. Im höchsten Büro der Stadt

Draufsicht auf das Dach der St. Lamberti Kirche und den Prinzipalmarkt, vom Turm aus gesehen
70 Meter in die Tiefe © CF

Klangstories aus sechs Orten in NRW

WDR 3 TonArt, 11. Juli 2022, 15 bis 17 Uhr

Link zum Podcast

Martje Thalmann bläst das Türmerhorn in der Nacht © CF

TonArt gibt sich geheimnisvoll. Sechs Reportagen aus sechs Städten in NRW hüllen den Namen des jeweiligen Ortes in Schweigen. Die Reportagen folgen den Elementen.

Dachfirst des historischen Rathauses vor seinem sehr blauen Himmel
Historisches Rathaus, in dem 1648 der Westfälische Frieden geschlossen, damit der 30jährige Krieg beendet und die moderne Niederlande begründet wurde © CF

Water führte nach Satzvey mit seinem Wasserschloss. Metal stand für Aachen, die Glocken des Doms, das Cortenstahlkunstwerk des Bildhauers Leo Müllenholz und den Musikbunker.

Schwarz Weiß Foto von Martje Thalmann, die über die neogotische Steinbalustrade schaut
Ein Stockwerk über den Problemen: Blick aus der Neogotik © CF

Das dritte Element ist Air.

Martje Thalmann sitzt in ihrer Türmerstube vor einem Bücherregal, auf den Knien die Gitarre.
Martje Thalmann vertonte Türmers Nachtgesang, ein Gedicht des Kirchenlieddichters Georg Thurmair © CF

eine Hand mit sehr blauen Fingernägeln hält diWer in die Klänge hineinhört, kann die Stadt heraushören. Die Reportagen geben Hinweise, präsentieren charakteristische Sounds und Stimmen.

Turmspitze bei Nacht, in der Mitte der Turmspitze ein kleines, helles Licht, die Taschenlampe der Türmerin
Erst das Friedenssignal, dann das Lichtsignal: Die Türmerin grüßt © CF

Natürlich ist das Portrait alles andere als vollständig, eher eine Skizze mit flüchtigen Strichen. Manches allerdings ist genau gezeichnet. Viel Spaß beim Rätseln.

AUFLÖSUNG: MÜNSTER

Martje Thalmann steht an einem der gotischen Fenster, hält das Türmerhorn Richtung Westen. Am Horizont sind der St. Paulus Dom und die Liebfrauen-Überwasserkirche zu sehen.
Friedenssignal nach Süd, West, Nord: Jede halbe Stunde, zwischen 21 Uhr und Mitternacht. Diese Richtung zeigt gen Westen, Richtung St. Paulus-Dom und Liebfrauen-Überwasserkirche. © CF

Deutschlands erste Türmerin Martje Thalmann steht auf dem höchsten Gebäude der Stadt Münster. Sie bläst jede halbe Stunde von der katholischen Stadt- und Marktkirche St. Lamberti am Prinzipalmarkt, wie all ihre Vorgänger seit 1383. 

Blick auf die spitzen Ziegel-Dächer der Stadt Münster im Norden.
Münster nach Norden © CF

Die Lambertikirche ist auch Schauplatz für die Reden des Bischofs von Galen. In der Zeit des Nationalsozialismus predigte er offen gegen die NS Rassenideologie und gegen Euthanasie. 

Martje Thalmann steht vor dem Fenster, an die Käfige hängen, in der Hand das Kupferhorn.
Blick auf die Stahlkäfige © CF

In den 1530er Jahren war die Kirche gespalten, die Konfessionen differenzierten sich, neue Gruppen entstanden wie die Täufer, die ausschließlich die Erwachsenentaufe als das wahre Bekenntnis zum Christsein anerkannten. Für Kaiser und Fürsten, sowohl katholische als auch protestantische, ein Grund, diese Bewegung zu verfolgen.

Nahaufnahme der Fassade der Kirchturmwand, neben dem Türmen:inneneingang. In die Fassade ist ein Steinrelief in der Größe Eies Din A 5 Heftes. Es zeigt einen Türmen mit Hut, Mantel und Horn im Profil
Am Türmereingang © CF

Im Jahr 1534 emigriert aus den Niederlanden eine Truppe von Täufern nach Münster und errichtet ein Täuferreich. Doch was als soziales Experiment beginnt, endet im blanken Terror. Der Dom wird zerdroschen, Menschen werden geschlachtet. Die Vielehe wird propagiert. Die drei Rädelsführer werden gefoltert und im Januar 1536 hingerichtet. Ihre Leichen hingen in geschmiedeten Käfigen der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti.

Druntersicht: Vor dem blauen Nachthimmel hängt der höchste der drei geschmiedeten Käfige. In dem Käfig brennt eine Glühbirne
Blaue Stunde: Originalkäfig mit Irrlicht. © CF

Die drei Käfige an der St. Lamberti-Kirche (Richtung Süden) erinnern an das blutige Kapitel der Stadt. 

Wie im Steinrahmen erscheint in der Ferne der Dom. Der Rahmen ist ganz nah, ist ein Detail der geometrischen Ornamentik.
Wahrzeichen der Stadt: St. Paulus Dom im Westen © CF
Martje Thalmann steht im Profil vor einer Wand aus Sandstein
Türmerin von Münster – Martje Thalmann © CF

Secret Sounds II

Klangstories aus sechs Orten in NRW

SOUNDSTÜCK II: METAL

LINK ZUM PODCAST (NACH DER SENDUNG)

Heavy Metals

Geometrisch * Magisch * Musisch

Sortenstahl-Skulptur vor einem Gebäude aus den 1970er Jahren
© CF

Die aktuelle TonArt-Reihe gibt Rätsel auf. Sechs Reportagen widmen sich sechs Städten in NRW. Die Stücke erzählen mit Klängen, Stimmen, Geräuschen, aber sie verraten nicht, wo diese Sounds gesammelt wurden.

Graffito "Stop Campus" auf das verrostete Stahl-Kunstwerk
© CF

Die Klänge sind kein vollständiger Scan der Stadt. Sie sind kleine Mosaiksteine, gefunden an verschiedenen Plätzen.

Graffito "Fuck the astynomia" steht mit roter Farbe auf Betonwand
Fuck the astynomia (… the police auf Griechisch) © CF

Und es gibt immer einen Link zur Musik. Wo spielt heute die Musik? Ich begebe mich in den Westen des Landes NRW.

Katerina Katsatou steht im Lichtspiel im Keller des Gebäudes
Meine Begleiterin Katerina Katsatou © CF

AUFLÖSUNG: AACHEN

Secret Sounds I

Klangstories aus sechs Orten in NRW

SOUNDSTÜCK 1: WATER

Dame im Bach. Frisches Brot und alte Geschichte

TonArt, 27. Juni 2022, 15-17 Uhr

Link zum Podcast

© CF

Sechs Klangminiaturen erzählen von besonderen Orten in NRW. Mit Sound, Stimmen und Stimmung skizzieren die Reportagen konkrete Räume, ohne sie jedoch exakt zu benennen. Des Rätsels Lösung liegt in den Montagen und versteckten Hinweisen. 

© CF

TonArt macht sich auf den Weg und das Radiovolk ist ganz Ohr. Secret Sounds I begibt sich in den Süden von NRW. 

© CF

AUFLÖSUNG: SATZVEY