Wenn der Strom ausfällt

Nichts fließt

Kommunismus, das ist Sowjetmacht und Elektrifizierung des ganzen Landes. Lenin (1920)

SWR 2 Matinee

26. März 2017

9 Uhr

Link und Podcast: www.SWR2.de/matinee

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© CF

Stromausfall? Geht gar nicht. Gibt’s gar nicht. Doch, geht und gibt’s. Auch in Deutschland, das über eines der sichersten Netze verfügt. Was also tun, wenn die Lichter ausgehen, das Trinkwasser versiegt, die Heizung ausfällt, das Internet schlapp macht? Für genau diese Fälle entwickelte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn eine Warn-APP namens Nina. Die App informiert über Katastrophen, gibt Tipps, wie wir uns im Ernstfall verhalten sollen und präsentiert eine Liste mit einem Grundvorrat, der für 14 Tage reicht.

Hauptschaltleitung bei TransnetBW (Wendlingen) © TransnetBW
Hauptschaltleitung TransnetBW (Übertragungsnetzbetreiber) in Baden-Württemberg © TransnetBW

Wer baut das Netzwerk wieder auf? Die Übertragungsnetzwerkbetreiber. Sie sitzen in den Leitwarten, überprüfen Frequenzen, Schwankungen, Spannung. In Deutschland sorgen vier große Übertragungsnetze für die Stromverteilung. Sie sorgen dafür, dass der Strom bei stets gleichbleibenden 50 Hertz sicher durchs Netz fließt, von der Hochspannung zur Mittelspannung zur Niederspannung, in die Steckdose. Stockt der Fluss, überschreitet oder unterschreitet die Frequenz den Sollwert, gehen die Warnlampen an.

 

Wolfram Geier BLOG @ CF
Wolfram Geier: Politikwissenschaftler, Rettungsassistent, Leiter der Abteilung Risikomanagement und internationale Angelegenheiten beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn © CF

Was aber passiert, wenn Cyberattacken das Netz lahm legen, wenn Trojaner die Programme umschreiben, wenn ein hybrider Krieg geführt wird, mit elektromagnetischen Pulswaffen und digitalen Viren? Stürzt Europa in eine Dystopie? Marc Elsberg entwickelte das Szenario in seinem Roman Blackout.

 

Marc Elsberg, Autor, 10.9.16
Der Schriftsteller Marc Elsberg © Lukas Ilgner

Der BBK-Krisenmanager Wolfram Geier prognostiziert, dass in Deutschland ein Blackout vier bis fünf Tage ohne Katastrophe überstanden wird. Und dann? „Dann wird der dünne Firniss der Zivilisation bei nicht wenigen zerreißen“, sagt Marc Elsberg. Aufgrund der europäischen Sicherheitsstandards sei ein Blackout unwahrscheinlich, so der TransnetBW-Systemingenieur Guntram Zeitler.

Ich las den Roman Blackout und lud mir sofort die Warn-App Nina aufs Mobile.

BLACKOUTMorgen ist es zu spaet von Marc Elsberg

Literatur

Elsberg, Marc. AUS: BLACKOUT Morgen ist es zu spät. Blanvalet Verlag. München 2012

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Hg.)

Stromausfall. Vorsorge und Selbsthilfe. Bonn 2015

Katastrophen. Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen. Bonn 2013

Link

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

(inkl. Warn-App Nina)

http://www.bbk.bund.de

TransnetBW (Übertragungsnetzbetreiber)

https://www.transnetbw.de/de

 

Marc Elsberg

Schriftsteller (u.a. Blackout)

http://www.marcelsberg.com

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© CF

Schaum von flüssiger Jade

Meisterin Yaeko Heinisch lädt zur Japanischen Teezeremonie

SWR 2 Matinee (Tee)

19. März 2017, 11.10 Uhr

Link zum Podcast der Miniatur: www.SWR2.de/matinee

Chinas Kaiser nannten den tief grünen Matchs-Tee Schaum von flüssiger Jade

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Vor der Zeremonie: Yaeko Heinischs Schülerinnen im Kimono, Japans traditionellen Gewand © CF

„Geh, Trink Tee“, rief ein Abt, als ein Mönch an seine Tür klopfte. Geschehen im 7. Jahrhundert, in einem Kloster in China. Mit diesem Ausspruch begann die Verbindung zwischen Tee und Zen. „Geh, trink Tee“, Worte, die eine der kalligraphischen Hängerollen zieren, die bei keiner Teezeremonie fehlen dürfen.

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Die Teezeremonie gilt als eigenständige Kunstform © CF

Zen-Worte im Teeraume heißt eine Sammlung von 60 chinesischen und japanischen Kalligraphien, die Akaji Sōtei zusammengetragen, erläutert und im Jahr 1917 herausgegeben hatte. Beim Münchner Iudicium-Verlag liegt die Sammlung auf Deutsch vor, unter anderem die Weisheit Wa-kei-sei-jaku, das heißt Harmonie-Respekt-Reinheit-Stille/ innere Einkehr.

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Teeseminar im stilisierten Teeraum unterm Dach des Linden-Museums @ CF

Diese Worte stehen auf der Hängerolle im Linden-Museum, Worte, die dem großen Teemeister Sen no Rikyū zugeschrieben werden. Sen no Rikyū etablierte im 16. Jahrhundert Teeraum und Teezeremonie etablierte. In seiner Tradition lehrt und praktiziert Yaeko Heinisch chanoyu, den Teeweg. Ausgebildet in der Omotesenke Kyoto, eine der führenden Schulen für die japanische Teezeremonie, lehrt sie in Stuttgart die japanische Teezeremonie.

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Uta Werlich (Fachreferentin für Ostasien im Linden-Museum) kuratierte die Sonderausstellung Oishii – Essen in Japan. 2013 wurde das traditionelle japanische Essen zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. © CF

Im Linden-Museum in Stuttgart läuft derzeit eine Sonderausstellung unter dem Titel Oishii. Essen in Japan. Viele Speisen und deren Anordnung auf dem Teller sind der Teezeremonie und dem Zen-Buddhismus geschuldet. Dem Tee widmet die Ausstellung auch ein eigenes Kapitel. Unterm Dach des Hauses gibt Yaeko Heinisch seit 2004 Teeseminare und veranstaltet Teezeremonien.

Für meine Miniatur durfte ich sowohl einem Seminar als auch der Zeremonie beiwohnen.

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Ein Schüler öffnet den eisernen Wasserkessel, in der Hand eine Schöpfkelle aus Bambus. © CF

Oishii! Essen in Japan

Bis 23. April 2017

Linden-Museum Stuttgart. Staatliches Museum für Völkerkunde

Hegelplatz 1. 740174 Stuttgart

http://www.lindenmuseum.de

Katalog

Werlich, Uta/ de Castro, Inés/ Shimomura, Toko (Hg.): Oishii! Essen in Japan. Linden-Museum Stuttgart. Arnoldsche Art Publishers. Stuttgart 2016

Literatur

Kakuzō Okakura: Das Buch vom Tee (1906). Anaconda Verlag. Köln 2011

Sōtei Akaji: Zen-Worte im Tee-Raume (1917). Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Iudicium Verlag. München 2007

Tanizaki Jun’ichirō: Lob des Schattens (1933). Manesse Verlag. Zürich 2014

Omotesenke (Chanoyu-Teezeremonie)

Deutsch-Japanische Gesellschaft Baden Württemberg e.V.

Yaeko Heinisch (Teemeisterin)

http://www.japan-in-baden-wuerttemberg.de/djg/?page_id=47

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© CF

Alles im Bruch

Duisburger Akzente ankern am Sturm der Zeit

WDR 3, Mosaik

10. März 2017, 7 Uhr

Link zum Audio

http://www1.wdr.de

Link zur Fotogalerie

http://www1.wdr.de/kultur/buehne/duisburger-akzente-104.html

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Umschlagplatz: Tonnenschwere Seecontainer im Duisburg Ruhrorter Hafen. © CF

Revolution, Reformation, Revolte liefern den Hintergrundsound für die 38. Duisburger Akzente. Russland im Oktober 1917, Wittenberg im Oktober 1517, Berlin im Juni 1967. Ereignisse, die symbolhaft für Umbrüche stehen. Umbrüche lautet der Titel des internationalen Kulturfestivals. Umbrüche sind keine Naturgewalten. Umbrüche sind Ausdruck menschlichen Zusammenlebens, das alles andere als statisch ist. Umbrüche haben Folgen. Aber welche?

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Im „Lokal Harmonie“: Thorsten Töpp (Musiker, Komponist) erspielt mit „2047-oder Am Anfang aller Tage“ sein achtes Projekt bei den Duisburger Akzenten © CF

Im Kunstlabor der Akzente werden politische und private Sollbruchstellen unter die Lupe genommen. Es geht um Krisen und Kriege, um Visionen. Wie die Welt 2047 aussieht? Die Künstlertruppe um Anja Schöne und Thorsten Töpp wagen Prognosen. Wie die Welt um 1937 aussah? Beim Akzente-Theatertreffen erspürt Hanna Kertesz die Figur der Sophie Scholl. Wie die Welt in anderen Ländern aussieht? Autoren lesen ihre Texte. Verleger veröffentlichen Literatur, wie Thomas Frahm, Herausgeber und Übersetzer bulgarischer Romane. Seinen Verlag betreibt er in Ruhrort, ganz nah am größten Binnenhafen Europas, einer wichtigen Bühne für den mehrwöchigen Kulturrausch. Der Hafen: Metapher für Wandel, Flucht, Ankunft, Umbruch.

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Während der Performance liefert der Künstler Luan Xiaochen malerische Impressionen. Der Prozess wird direkt auf die Leinwand übertragen (siehe Titelbild) © CF

In Ruhrort besuchte ich das „Lokal Harmonie“, in dem das mulitmediale Werk von Anja Schöne und Thorsten Töpp aufgeführt wird, eine Melange aus Musik, Poesie, Theater, Live-Painting, Hörspiel. Im Titelbild zu sehen ist Jana Reiß als Flussnomadin im Jahre 2047. Die Kulisse wird live gemalt und per Video auf eine Leinwand übertragen.

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Thomas Frahm (Publizist, Schriftsteller, Chora-Verlag) © CF

Ebenfalls in Ruhrort war ich zu Gast bei Thomas Frahm, der in seiner Ein-Zimmer-Wohung den Chora-Verlag betreibt. In dem kleinen und feinen Verlag erscheint bulgarische Literatur, Texte über Bulgarien und Essays, die nicht zuletzt den Eurozentrismus des Westens aufs Korn nehmen.

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Im Theater Duisburg: Hanna Kertesz spielt Sophie Scholl. Nicht DIE Sophie Scholl, sondern Sophie, deren Mutter einen Scholl heiratete. © CF

Im Theater Duisburg erlebte ich eine Probe des Ein-Personen-Stücks „Name: Sophie Scholl“ von Rieke Reiniger. Hanna Kertesz ist Mitglied des  Jugendensembles Spieltrieb. Beim Akzente-Theatertreffen bringt sie den Monolog der Sophie Scholl auf die Bühne. Sophie Scholl, eine Jurastudentin, die zufällig so heißt wie Weiße Rose. „Etwa verwandt mit der Sophie Scholl?
 Nein.“

INTERNATIONALES KULTURFESTIVAL

38. Duisburger Akzente „Umbrüche“

10. bis 26. März

http://www.duisburger-akzente.de

Ausgewählte Termine

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Vor dem „Lokal Harmonie“ Anja Schöne (Regisseurin, Autorin, Theatermacherin) © CF

2047 – Oder am Anfang aller Tage

Live-Hörspiel-Theater-Konzert-Film-Performance-Austellungs-Poetry-Slam-Ereignis

Anja Schöne (Text und Regie) und Thorsten Töpp (Musik)

Premiere: 11.3., 20 Uhr (ausverkauft)

12.3., 18 Uhr

15. und 16.3., 19.30 Uhr

Harmoniestr. 41, 47119 Duisburg-Ruhrort

www.lokal-harmonie.de

LITERATUR

Ich als Bulgare und doch Mensch

Lesung mit Thomas Frahm

Musik: Pietsch, der Schurke & die anderen

17.3., 20 Uhr

Rheinanlagen 13, 47198 Duisburg-Homberg

www.rheinblick-homberg.de

AKZENTE-THEATERTREFFEN

Mein Name: Sophie Scholl

Mit Hanna Kertesz

Reiniger Rike: Name. Sophie Scholl. Theaterstückverlag. München 2014

Premiere: 16.3., 20 Uhr

FOYER III

Opernplatz / Neckarstraße 1, 47051 Duisburg

www.theater-duisburg.de

Link

Chora Verlag Thomas Frahm

https://choraverlag.de

Frahm, Thomas

Oh, Bulgarien. Land und Leute. Kultur und Gesellschaft. Chora Verlag. Duisburg 2017

Heiliger Buchstabe heillose Zeiten. Texte zur bulgarischen Literatur. Chora Verlag. Duisburg 2016

Die beiden Hälften der Walnuss. Ein Deutscher in Bulgarien. Chora Verlag. Duisburg 2014

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Architektur des Umbruchs: In den Logports treffen sich Schiene, Straße und Strom, bilden das Herz eines Wegesystems, das das Ruhrgebiet mit der Welt verbindet.© CF

Kunst mit Biss

9. März 1822: Erstes Patent für Zahnersatz bewilligt

WDR 2 Stichtag

9.3.2017

9.40 Uhr

http://www1.wdr.de/stichtag/

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Dentallabor „Impladent“ in Aachen © CF

Am 9. März 1822 erhielt der Zahnarzt Charles M. Graham das erste US-Patent für die Erfindung einer Verbesserung im Aufbau künstlicher Zähne.

Schon vor 14 000 Jahren rückten die Menschen Karies zu Leibe, mit Feuersteinsplittern. 10 000 Jahre später ist in einer altägyptischen Schrift von künstlichen Zähnen zu lesen: eine Mischung aus Honig und Mineralien. Fundstücke im antiken Etrurien zeigen Schnitzwerke aus Kalbsgebissen. Bei den Maya bestand Zahnersatz aus Elfenbein. Das Material, das auch der erste Präsident der Vereinigten Staaten im Mund trug. George Washington hatte als junger Mann sämtliche Zähne verloren.

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Volker Weber (Zahntechnikermeister/ Impladent): „Wir versuchen, die Natur zu kopieren.“ © CF

Aktuelle Forschungen zielen auf digitale Techniken, neue Werkstoffe, geeignete Kleber. Zahnersatz bildet Brücken, ist Pylonen gleich im Kieferknochen implantiert, steckt wie ein Teleskop auf Zahnstümpfen.

Der Stichtag fühlt der Prothetik auf den Zahn.

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Stefan Wolfart (Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien. Zentrum für Implantologie. Universitätsklinikum RWTH Aachen): „Ich hoffe, dass man in 200 Jahren mein Fach nicht mehr braucht.“ © CF

Literatur

Wolfart, Stefan: Implantatprothetik. Ein patientenorientiertes Konzept (Mit Beiträgen von Sönke Harder, Sven Reich, Irena Sailer, Volker Weber) Quintessenz Verlags-GmbH. Berlin 2014.

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Computer aided design und Computer aided manufacturing (CAD/CAM) ist heute. 3D-Druck ist in naher Zukunft. Nachwachsende Klone sind Vision. Noch. © CF