Mythos Kirsche

Von allen Geistern besessen

Mythen und Legenden um einen Baum, der Blüten treibt und Früchte hervorbringt, die es in sich haben

SWR 2 Matinee am 17. März 2024 zum Thema „Die Kirsche“ (9 bis 12 Uhr)

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Kirschblüte © CF

Ist mit Geistern gut Kirschen essen? Noch dazu, wenn der Baum selbst von ihnen besessen ist… Um Kirschenbäume ranken sich viele Mythen. Sie sind magisch, göttlich und ambivalent. Folgen wir den Märchen und Legenden, sind Kirschenbäume Dialektik pur.

Selma Scheele, Erzählerin ( https://www.maerzeit.de) © CF

Kirschen sind mit dem Tod im Bunde, aber auch mit dem Leben. Sie sind süß und haben doch eine Bitternote. Im Sterben sind die Blüten verschwenderisch schön… Wenn das nicht unheimlich ist. Kirschen sind mit sich und uns im Reinen, stehen aber auch für Sünde, zumindest in den Augen der Kirchenmänner. Sie wissen die Früchte nicht anders zu deuten. Kirschenbäume wachsen im Paradies. Auf ein Blatt des Kirschbaums soll Jesus das Weltende notiert haben.

Der Kirschbaum, erzählt von Selma Scheele © CF

Eine der vielen Geschichten lasse ich mir von Selma Scheele erzählen. Die Storytellerin hat sie extra aus ihrer reichen Schatzkiste herausgeholt.

Kerstin Rosemann © CF

Ich spreche mit Kerstin Rosemann über ihre Erinnerungen an die Barbarazweige, die ihre Familie in die Vase gestellt hat, im Winter. Sie erinnert sich an den Kirschbaum im Garten, von dem die Zweige stammen.

Heilige Barbara mit vier Szenen aus ihrem Leben. Eitempera auf Holz (Russland, 18. Jhd.) © Ikonenmuseum Kampen (NL)

Immer am 4. Dezember schnitten die Eltern ein paar Zweige ab. 20 Tage später, pünktlich zu Weihnachten standen die Zweige in voller Blüte. Die Barbarazweige erinnern an die Märtyrerin aus Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei. Der 4. Dezember ist ihr Namenstag. Ihre Vita ist auf Ikonen zu sehen.

Heilige Barbara mit zwölf Szenen aus ihrem Leben. Eitempera auf Holz (Russland, 19. Jhd.) © Privatsammlung (NL)

Zwei Ikonen hängen in der Sonderausstellung über heilige Frauen. Beide Ikonen stammen aus Russland und sind in einer Sonderausstellung zu sehen, bis zum 17. März 2024 im Ikonenmuseum Recklinghausen. Ab April 2024 wird Ikona im niederländischen Kampen gezeigt.

Es gibt ein Feature über die Ausstellung Ikona.

© CF

Kirschblüten regnen,

in den Ästen

ein Tempel Yosa Buson. Kyoto. 18. Jahrhundert

© CF

Ikona

Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst

TITELBILD

Ikone der Heiligen Thekla mit 26 Szenen aus ihrem Leben

(Eitempera auf Holz/ Russland, Ende 18. Jahrhundert)

WDR 5, Scala, 14. November 2023, 14 und 21 Uhr

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Ikonenmuseum Recklinghausen © CF

Das Ikonenmuseum Recklinghausen ist die erste Station einer Sonderausstellung. Titel: Ikona. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst.  Die drei wichtigsten Ikonenmuseen in Westeuropa, Recklinghausen, Frankfurt am Main und Kampen in den Niederlanden, haben sich zusammengetan und die Wanderausstellung organisiert. 

Ausstellung im Aufbau: Blick auf die Ikone der Heiligen Sophia – die mystische Lichtgestalt aus dem Alten Testament, die Tochter Gottes im Neuen Testament, gleichermaßen besungen von jüdischen und christlichen Gläubigen/ Russland, 18. Jahrhundert, Eitempera auf Holz © CF

Ikonen? werden einige fragen. Das sind doch diese erstarrten Heiligen mit so einem Saturnring um den Kopf. Die dann von Leuten wie Putin abgeküsst werden. Falsch. Ikonen sind aufregende Bildergeschichten. Ikonen sind das Fenster zum Himmel, sind Abbilder der Urbilder im Himmel, sind Kult und Kunst.

Fomaïda mit 16 Szenen aus ihrem Leben/ Russland (Newjansk), 18. Jahrhundert, Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Am Ostrand des Urals, 100 Kilometer nördlich von Jekaterinenburg, liegt die Kleinstadt Newjansk. Im 18. Jahrhundert: Zentrum der religiösen Kunst der Altgläubigen. Im Auftrag reicher Fabrikanten, Kaufleute, Goldminenbesitzer schaffen Ikonenmaler Werke, so auch die heilige Fomaïda.

Fomaïdas Kampf gegen häusliche Gewalt ist in fein gemalten Miniaturen zu sehen. Ihre und auch die anderen Ikonen befeuern die Genderdebatte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Es geht um #metoo, um Eheverweigerung, Recht auf Bildung, Selbstbestimmung. Aktueller geht’s nicht. 73 Ikonen hängen. 

Katharina von Alexandria mit Palmenzweig und Märtyrerkreuz/ Griechenland (Kreta), Ende 17. Jahrhundert/ Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Die 74. liegt noch in Bethlehem. Eine Ikone, die von katholischen Nonnen im Kloster in Bethlehem gemalt wird: Die Figur der Heiligen Mariam vom gekreuzigten (Jesus). Sie ist Gründerin des ersten Klosters der unbeschuhten Karmeliterinnen in Judäa. Mariam wird 1846 geboren in einem kleinen Ort bei Nazaret geboren, im heutigen Israel. Sie ist Nonne und Mystikerin. 1878 ist Mariam bei der Arbeit tödlich verunglückt. Bis heute wird sie von den Karmeliterinnen sehr verehrt. Das wäre die jüngste Ikone der Ausstellung. Doch die Hamas überfällt Israel… Der Platz wird auf jeden Fall frei gehalten. 

Maria beweint ihren toten Sohn (Pietà)/ Griechenland (Kreta), Ende 15. Jahrhundert
Eitempera auf Holz © Ikonen-Museum Recklinghausen 

Die älteste Ikone stammt aus dem 15. Jahrhundert, aus Kreta. Zu sehen ist Maria, die ihren toten Sohn beweint. Ikonen zeigen gefeierte Idole des Christentums. in dieser Schau sind Stars zu sehen wie die Muttergottes, die Stammmutter Eva, die überaus kluge Königstochter Katharina von Alexandria. Aber auch Frauen, die nicht so im Rampenlicht stehen wie Thekla (s. Titelbild), die erste Aposteln oder Thomaïs (Griechisch) bzw. Fomaïda (Russisch), die Opfer von Femizid wird. Oder die Prostituierte Maria von Ägypten, die ihren Job schmeißt, in die Wüste geht und 50 Jahre allein lebt.

Lutz Rickelt, der Leiter des Ikonenmuseums, ging mit mir durch die Ausstellung.

AUSSTELLUNG

IKONA. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst

12.11.2023-17.3.2024: Ikonenmuseum Recklinghausen

Kooperation mit Ikonenmuseen in FFM und Kampen (NL)

April bis September 2024: Kampen/ Oktober 2024: FFM

Dr. Lutz Rickelt (Ikonenmuseum Recklinghausen) © CF

ADRESSEN

Ikonenmuseums Recklinghausen

Leiter: Lutz Rickelt

Kirchplatz 2a, 45657 Recklinghausen

EIKON

Gesellschaft der Freunde der Ikonenkunst e.V. (Vorsitz: Eva Haustein-Bartsch)

Ikonen-Museum Frankfurt am Main

Leiterin: Konstanze Runge

Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt

Ikonenmuseum Kampen 

Kuratorin: Liesbeth van Es

Buiten Nieuwstraat 2, 8261 AV Kampen

KATALOG

Van Es, Liesbeth/ Runge, Konstanze/ Rickelt, Lutz (Hg:innen): IKONA. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst / Heilige vrouwen in de orthodoxe kunst. Kampen, Frankfurt, Recklinghausen 2023

Rickelt, Lutz (Hg.): Ikonen aus dem Nachlass Strauß und andere Werke. Begleitband zur Ausstellung im Ikonen-Museum. Recklinghausen 2022

Maria von Ägypten/ Russland, um 1800/ Eitempera auf Holz, 35,5 x 30,8 cm © Ikonenmuseum Frankfurt


Mit Speer bei Gott

Kriegerheilige auf Ikonen

Sonderausstellung im Ikonenmuseum Recklinghausen

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Kathedrale Hagios Demetrios in Mistras (Peloponnes) © CF

Zum Betrachten und Nachhören einfach diesen Links folgen

  • Der Link zur Fotogalerie auf auf der WDR-Internetseite

http://www1.wdr.de/kultur/kunst/ikonenmuseum-recklinghausen-136.html

  • 2. Der Link zur WDR 3 MOSAIK – Miniatur

http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-mosaik/audio-kriegerheilige-im-ikonen-museum-recklinghausen-100.html

  • Der Link zum WDR 5 SCALA – Feature 

http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-aktuelle-kultur/audio-tagung-und-ausstellung-heilige-in-uniform-100.html

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Monemvasia auf der Peloponnes © CF

Heilige in Uniform

Der Kult um Krieger auf Ikonen

WDR 3 MOSAIK: 1. Februar 2017, 8 Uhr

WDR 5 SCALA: 1. Februar 2017, 14 Uhr (Wiederholung: 21 Uhr)

WDR INTERNET: FOTOGALERIE – AB 1. FEBRUAR

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Heiliger Georg (Russland 1915. Schutzikone für Kosakenarmee im Kampf gegen Deutsche Einheiten im Ersten Weltkrieg © CF)

Sie reiten auf Pferden, tragen Schwerter, töten Aggressoren: Heilige wie Georg, Demetrios, Menas. Ihre Ikonen werden angebetet, denn sie stehen für Schutz und sie wirken Wunder. Legenden berichten von ihrem Leben, ihrem Leiden, ihrem Märtyrertod. Doch scheinen Kriegerheilige nicht nur stumme Zeugen zu sein, sondern Soldaten, die ihre Waffen beherrschen und Gewalt ausüben. Ihre Ikonographie und allmähliche Militarisierung ist Thema einer Tagung an der Universität in Münster und einer Ausstellung im Ikonenmuseum in Recklinghausen.

In der orthodoxen Kirche werden sie bis heute als Heilige verehrt; sie sind Schutzpatrone für Städte, Länder, Herrscher. Viele von ihnen waren Berufssoldaten um 300, in der Zeit der Christenverfolgung. Sie kämpften im römischen Heer und bezahlten ihren christlichen Glauben mit dem Tod. Soldatenheilige verkörpern den edlen Helden, in Byzanz und der zeitgenössischen orthodoxen Welt. Damals wie heute befeuern sie den Diskurs über faire Kriege. In Putins Russland feiern Ikonen eine religiöse Renaissance. Sie zielen aufs Gefühl und rechtfertigen Gewalt. Welche Rolle spielten Kriegerheilige im Byzantinischen Reich, wie aktuell sind die mehr als 1000 Jahre alten Kultfiguren?

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Eva Haustein-Bartsch (Museumsdirektorin) © CF

In beiden Beiträgen mache ich mir ein Bild von den Bildnissen und ihrer Wirkung. Zu Wort kommen Eva Haustein-Bartsch (Kunsthistorikerin, Museumsleiterin des Ikonenmuseums Recklinghausen) und Oleksandr Zabirko (Literaturwissenschaftler, Slawisch-Baltisches Seminar, Universität Münster)

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Oleksandr Zabirko (Literaturwissenschaftler, Universität Münster) © CF

Ausstellung

Von Drachenkämpfern und anderen Helden. Kriegerheilige auf Ikonen

Sonderausstellung

bis 12. Februar 2017

Ikonen-Museum Recklinghausen

Kirchplatz 2a, 45657 Recklinghausen

Museen der Stadt Recklinghausen

http://www.kunst-re.de

Katalog

Haustein-Bartsch, Eva (Hg.): Von Drachenkämpfern und anderen Helden. Kriegerheilige auf Ikonen. Eikon. Gesellschaft der Freunde der Ikonenkunst e.V. und die Autoren. Recklinghausen 2016

Tagung

Die Militarisierung der Heiligen in Vormoderne und Moderne

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

1.bis 2.2. 2017

Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters/ Raum Jo 101

Johannisstraße 4, 48143 Münster

Öffentlicher Abendvortrag

Eine arabische Version der Georgslegende

Assaad Kattan

1.2., 18.30 Uhr

Überwasserkirchplatz 2, 48143 Münster

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Orthodoxe Kirche in Monemvasia (Peloponnes, Griechenland) © CF

 

Heroen werden Heilige

Mit einer Sonderschau über Kriegerheilige feiert das Ikonenmuseum Recklinghausen 60jähriges Bestehen

Miniatur mit Eva Haustein-Bartsch (Direktorin des Ikonenmuseums)

Gespräch mit Michael Grünbart (Professor für Byzantinistik an der Uni Münster)

Der Link zu Stück und Gespräch, WDR 3, Mosaik, 13.12.2016

http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-mosaik/audio-wenn-heroen-heilige-werden–jahre-ikonenmuseum-100.html

Kult um Krieger

Militärheilige

Sonderausstellung im Ikonenmuseum Recklinghausen

WDR 3, Mosaik

13. Dezember 2016

nach 8 Uhr

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Heiliger Christophoros Kynokephalos (Der Hundsköpfige). Griechenland 1734 © Ikonenmuseum Recklinghausen

Ikonen gelten als Fenster zum Himmel. In der Ostkirche spiegeln die Bildnisse die göttliche Ordnung. Ikonen beschreiben die Schöpfung, Gottes Wort, das Leben von Heiligen. Besonderes Ansehen genossen Kriegerheilige. Den Kriegerheiligen ist eine Sonderausstellung im Ikonenmuseum in Recklinghausen gewidmet.

Anlässlich seines 60jähriges Bestehens sind Darstellungen von geheiligten Soldaten zu sehen wie Georg (siehe Ikone oben-Nowgorod, 16. Jhd.), Christophoros, Demetrios von Thessaloniki. Männer, die meist im römischen Heer kämpften und ihren christlichen Glauben mit dem Tod bezahlten. In der orthodoxen Kirche werden sie bis heute als Heilige verehrt, sind Schutzpatrone für Städte, Länder, Herrscher, gelten als Vorbilder für einen gerechten Krieg. In Mönchsklöstern und Manufakturen entstehen die Kultbilder, gemalt nach strengen Regeln. Ikonen erzählen Geschichten, schaffen Heroen, verklären, offenbaren die Politik der jeweiligen Zeit. Doch wie lassen sich die Bildnisse dekodieren? Der Mosaik-Schwerpunkt macht sich ein Bild vom Bildwerk Gottes.

Nach einer Miniatur über die Ausstellung gibt es ein Gespräch mit dem Byzantinisten Michael Grünbart (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

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Eva Haustein-Bartsch. Direktorin des Ikonenmuseums Recklinghausen © CF

Ausstellung

Von Drachenkämpfern und anderen Helden. Kriegerheilige auf Ikonen

Eine Sonderausstellung mit 123 Exponaten

Bis 12. Februar 2017

Ikonen-Museum Recklinghausen

Kirchplatz 2a. 45657 Recklinghausen

http://www.kunst-re.de

Katalog

Haustein-Bartsch, Eva (Hg.): Von Drachenkämpfern und anderen Helden. Kriegerheilige auf Ikonen. Eikon. Gesellschaft der Freunde der Ikonenkunst e.V. und die Autoren. Recklinghausen 2016

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Heiliger Demetrios von Thessaloniki. Russland- Nowgorod 15. Jhd. © Ikonenmuseum Recklinghausen