Siebenjähriger Krieg

Friede zu Hubertusburg

WDR ZeitZeichen am 15.2.2023

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Vormacht um jeden Preis

Unterhändler der Großmächte treffen sich im sächsischen Jagdschloss

Eine schnurgerade Asphaltstraße führt durch einen Wald. Am Horizont ist die Spitze des Schlossturmes zu sehen.
Im Wermsdorfer Forst: Poststraße zwischen Leipzig und Dresden. Am Horizont der barocke Schlossturm © CF

Europa ist kriegsmüde. Seit August 1756 kämpfen Europas Großmächte Preußen, Österreich, Russland, Frankreich und Großbritannien um mehr Macht. Die wollen die Vorherrschaft in Europa, die anderen mehr Kolonien in Indien und Nordamerika. Sieben Jahre späte gibt es hunderttausende Tote und Verletzte, leere Kassen, verwüstete Länder. 

Ein Türknauf aus Messing ist auf eine Holztür aufgebracht.
Was von der Plünderung übrig blieb: Ein originaler Türknauf überdauert die Epochen © CF

Wermsdorf bei Grimma. Abgesandte des Kurfürstentums Sachsen und der Königreiche Preußen und Österreich treffen sich zu Friedensverhandlungen auf Schloss Hubertusburg, einer Perle des sächsischen Rokokos. Doch die ohnehin kurze Glanzzeit ist längst vorbei, als Kurfürst August III., König von Polen, auf seiner Zweitresidenz rauschende Feste feiert. 

Druntersicht: Eine Hausfassade ist mit Netzen abgehängt. Die Fenster sind vergittert. Vor dem haus steht eine kaputte Straßenlaterne.
Gartenfassade: Hier befand sich einst der riesige Spiegelsaal. Später diente das Schloss als Lazarett, Gefängnis, Psychiatrie, Krankenhaus. Jetzt steht der Flügel zum Westen leer. © CF

Zwischen den Erzfeinden Preußen und Österreich schwelt der Konflikt um eine Provinz der Habsburger. Preußen hatte Schlesien erobert, Österreich will seine reichste Provinz zurückerobern. Parallel liefern sich Frankreich und Großbritannien erbitterte Seegefechte auf dem Atlantik und in Nordamerika. Ende August 1756 marschiert Preußen in Sachsen ein, das zwischen den verfeindeten Königreichen liegt. Sachsens Kurfürst flieht nach Warschau, das Jagdschloss wird durch Preußens Armee geplündert, das Inventar verkauft. 

Das Detail zeigt eine mit Seidenstoff bespannte Wand. Der Stoff ist bordeauxrot, in den rosafarbenen Ornamenten eingewebt sind.
Rekonstruiertes Detail in der Königsloge der Hubertuskapelle CF

Im Februar 1763 treffen sich die Unterhändler von Österreich, Preußen und Sachsen in einem Nebengebäude der Schlossanlage, im südlichen Rundflügel, und besiegeln das Ende des Siebenjährigen Krieges, der auch als erster Weltkrieg in die Geschichte eingeht. 

Ein schmales Fensterkreuz unterteilt die Landschaft in vier Abschnitte. Zu sehen ist ein halbrunder Bau mit roten Dachziegeln und cremefarbener Fassade. Der Mittelrisalt unterteilt die Fassade in drei Abschnitte.Vor dem Bau ist ein Schlosspark sehen, den ein Wegekreuz unterteilt.
Blick zum Verhandlungsort: Vom sanierten Ovalsaal im Schloss aus sehen wir einen der Nebenbauten. Hier trafen sich die Gesandten in nüchterner Atmosphäre. © CF
Durch das Fenster ist die Schlossfassade zu sehen. Ovaler Mittelrisalit mit Glockenturm und Turmuhr. Das Fensterkreuz unterteilt die Ansicht.
Blick vom nördlichen Rundflügel: Die preußischen Beamten wohnten hier, nur eines der traurigen Symbol des grausigen Krieges vor Augen. Die kupfernen Dachpfannen waren weg, Fenster und Türen rausgerissen, Glocken und Turmuhr abmontiert.

Ausgestattet mit großen Vollmachten entwerfen die Staatsbeamten Friedensartikel. Am 15. Februar 1763 unterzeichnen Österreichs Hofrat Heinrich Gabriel von Collenbach und Preußens Vertreter Ewald Friedrich von Hertzberg den Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen.

Die frontale Szene zeigt einen Naturstein, in den ein ovales Bildnis Eigelasse ist. es zeigt das erhabene Profil eines Männerkopfes. Auf de einen Seite des Natursteins wächst eine Zypresse, auf der anderen ein immergrüner Busch. Das Ensemble steht zwischen kahlen Bäumen
Das Medaillon zeigt Thomas von Fritsch. Dahinter stand das schlosseigene Opernhaus. Sein Fachwerk diente zum Bau der Holzkisten, in dem die Kostbarkeiten abtransportiert wurden. © CF

Für Sachsen setzt der Geheimrat Thomas von Fritsch seine Signatur unter den Text. Der Status quo ante bellum ist wieder hergestellt. Preußen behält Schlesien und zieht seine Truppen aus Sachsen ab.

Links im Bild ist eine Postsäule aus Naturstein zu sehen, größer als ein Mensch. In den Stein ist ein Posthorn eingemeißelt und golden lackiert. Auf der einen Seite ist Wald, auf der anderen eine Asphaltstraße.
Postsäule im Wermsdorfer Forst. © CF

Am Ende des globalen Krieges steigt Preußen zur fünften Großmacht Europas auf. Großbritannien schlägt Frankreich. Das British Empire ist geboren. Die Folgen des Krieges sind fatal. Opfer sind nicht nur hunderttausende Soldaten, sondern auch mindestens ebenso viele Zivilist:innen.

Marian Füssel sitzt auf einer Bank an einer Straße. Im Hintergrund steht ein schmiedeeiserner Pavillon vor einem großen Gebäude aus Ziegeln.
Prof. Marian Füssel in Kanada, einem Schauplatz des French and Indian Wars. © Privat

Ich sprach mit dem Historiker Marian Füssel von der Uni Göttingen, mit Martina Elvira Lotzmann, Vorständin des Freundeskreises Schloss Hubertusburg und mit Ulf Müller, Gästeführer und Mitglied der europäischen Organisation Places of Peace.

Bucheinschlag - Rückseite: Beschreibung des Inhalts und ein Posthorn/ Cover: Ansicht der Ostfassade des Schlosses unter blauem Himmel
Schloss Hubertusburg © Staatliche Kunstsammlungen Dresden
(linke Seite) Modell des Schlossareals. In der Draufsicht ist eine barocke Anlage zu sehen. Weiße stilisierte Bauten auf grauem Grund. Im Osten sind die Rundbauten mit Schlossstraße, rechts im Bild Park mit Se/ (rechte Bildhälfte) Plan aus dem Jahr 1741 zeigt den Grundriss eines Waldgebietes mit schnurgeraden Schneisen, die das gebiet wie ein Schachbrett unterteilt
(li) Modell des Schlossareals mit Barockgarten im Westen, in seiner kurzen Blüte zwischen 1752 und 1761/ (re.)
Christian Friedrich Boëtius: Grundriss der Mutzschener Heide mit den Jagdschneisen für
die Parforcejagd, Ausschnitt, 1741, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden © Rechte SKD

Schloss Hubertusburg

04779 Wermsdorf

Martina Lotzmann steht vor einem mehrgeschossigen Haus mit langen Fensterreihen. Sie trägt kurze graue Haare, eine Brille mit blauem Rahmen und Winterjacke.
Martina Lotzmann im Innenhof von Schloss Hubertusburg © CF

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e.V.
Schloss Hubertusburg –
im Grossen Schlosshof –
Haus 12 – direkt an der Pferdeschwemme
04779 Wermsdorf

Ulf Müller steht in einem Saal, vor schmalen langen Spiegeln, in denen sich Kronleuchter spiegeln. Er trägt einen Parka und kurze graue Haare.
Ulf Müller im Kleinen Ovalsaal im Ostflügel des Schlosses © CF

Places Of Peace

Europäisches Netzwerk

Der südliche Rundbau ist leicht gewölbt. Auf zwei Geschossen befinden sich Fenster. Über dem schmalen Risalit ist eine Stuckarbeit, die das sächsische Wappen zeigt.
Friedensraum, heute Landesarchiv © CF
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