Bodi

Frühes Mittelalter im LVR-LandesMuseum Bonn

TITELBILD

Goldener Fingerring aus Grab 39, Bislich, Merowingerzeit. Foto: L. Kornblum © LVR-LandesMuseum Bonn

WDR 3, Mosaik, 23.3.2023, 8 Uhr

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Das Bild zeigt eine Goldschmiedearbeit. ein kreisrundes Medaillon mit lamellenartigen Ornamenten. Acht treppenartige Anhänger liegen separat auf der weißen Fläche. Zwei Tropfen haben rote Edelsteine angefasst. bei den anderen Steinen ist nur das Gold zu sehen, die Edelsteine fehlen.
Goldene Fibel und Münzanhänger, Grab 21, Bislich, Merowingerzeit. Foto: J. Vogel © LVR-LandesMuseum Bonn

Das Leben des Bodi. Eine Forschungsreise ins frühe Mittelalter. Unter diesem Titel präsentiert das LVR-LandesMuseum Bonn Grabfunde vom Niederrhein und anderen europäischen Orten. Splitter, Edelmetalle, Eisenreste erzählen von fränkischen Menschen im 6. Jahrhundert diesseits und jenseits des Rheins. 

Vier silberne Beschläge liegen auf der weißen Fläche. Sie sin sehr fein ziseliert. Alle vier Beschläge sind mit Edelsteinen verziert.
Beschläge des Spathagurts (Spath – zweischneidiges Schwert) von BODI, Grab 39, Bislich, Merowingerzeit. Foto: J. Vogel © LVR-LandesMuseum Bonn

Im Zentrum steht Grab 39. Vor 1500 Jahren wurde in der Kammer rund anderthalb Meter unter der Erde ein Mann bestattet namens Bodi. Der Name „Bodi“ ist in seinen Siegelring graviert (siehe Titelbild).

Wer war Bodi? Sprach er neben Westgermanisch auch Latein und Romanisch? Kannte er Konstantinopel, das Zentrum Ostroms? War er Christ wie Chlodwig, der Begründer des Fränkischen Reiches?

Zu sehen sind spitze Dächer, Baumkronen und die Kirchturmspitze nebst Langhaus der St. Johanneskirche. Vom Kirchturm weht eine gelb-blaue Fahne. Der Himmel wirkt dramatisch durch seine hellen und dunklen Haufenwolken
Blick vom Deich auf die St. Johannes Kirche in Bislich © CF

Vor 50 Jahren wurde sein Grab entdeckt, in Bislich nahe eines Rheinaltarms. Neben knapp 900 weiteren Gräbern. Und jetzt bekommen wir die Funde zu sehen. Gesäubert, restauriert, rekonstruiert.

Der Lamellenpanzer zum Beispiel ist eine erlesene Schmiedearbeit. Der Ursprung liegt vermutlich in Zentralasien. Hinter den hunderten Rostklumpen im Grab 39 verbirgt sich eine äußerst rare und kostbare Beigabe. Vielleicht hat sie ihr Träger in einer Schlacht erbeutet.

Ein junger Mann steht mit dem Gesicht zur Betrachterin. Er trägt das Kleidungsstück. Der Panzer reicht bis zu den Knien und besteht aus Eisenlamellen, die in helles Leder gefasst sind.
Rekonstruktion von BODIs Panzer aus Grab 39, Bislich. Herstellung: Monika & Alexander Zimmermann, Foto: J. Vogel © LVR-LandesMuseum Bonn.

Alexander Zimmermann schmiedete die 1200 Lamellen und verwendete dabei Techniken, Eisenzusammensetzungen wie vor 1500 Jahren. Seine Frau Monika Zimmermann übernahm die Lederarbeiten.

Ein Krieger steht in einer stilisierten Landschaft. Er trägt einen goldenen Helm, einen blauen Umhang, den Lamellenpanzer. Er trägt einen Waffengürtel, an dem ein Schwert hängt. In der einen Hand hält er Schild und Speer, von der anderen die Zügel. Das weiße Pferd steht neben ihm.
Digitale Rekonstruktion von BODI. © Benoît Clarys

Bodi ist die Hauptfigur der Ausstellung im Bonner Landesmuseum. Ein stattlicher Mann mit Lamellenpanzer, das Schwert im edelsteinbesetzten Ledergurt, den Siegelring am rechten Finger, Pferd am Zaumzeug. Reine Spekulation.

Eine Auenlandschaft unter einem bewölkten Himmel: Wiesen, Wasser, hohes Gras und kleine dichte Bäume. Am Horizont ragen zwei Kirchtürme heraus. Links im Bild bewaldete Höhenzüge am Horizont
Bislich. Blick über die Rheinauen gen Xanten © CF

Aber es könnte sein, dass er am Ostufer des Rheins steht und auf die verlassene Stadt am gegenüberliegenden Ufer schaut, auf die verfallenen Häuser der Colonia Ulpia Traiana, einer römischen Gründung im äußersten Norden der einstigen Supermacht.

Im vierten Jahrhundert hatten Bodis Landsleute die Stadt, die heute Xanten heißt, eingenommen und einige Jahrzehnte später wieder verlassen.

Ich sprach mit Elke Nieveler, einer der Kurator:innen der Ausstellung. Sie ist Mitherausgeberin des Katalogs, der bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt veröffentlicht wurde. Der ist auf jeden Fall lesenswert. Mit Fotos, Zeichnungen und Karten. 

AUSSTELLUNG

Das Leben des Bodi. Eine Forschungsreise ins frühe Mittelalter

LVR-LandesMuseum Bonn: Colmantstr. 14–16, 53115 Bonn 

KATALOG

Elke Nieveler, Michael Schmauder, Thorsten Valk (HG.): Das Leben des Bodi. Eine Forschungsreise ins frühe Mittelalter. Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG). Darmstadt 2023

Das Buchcover zeigt die Schmuckplatte eines Goldrings. Links im Bild ist der name eingraviert: "Bodi". Zentral ist das Antlitz eines menschen zu sehen.
Katalog © Rechte: wbg Theiss. Darmstadt 2023
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