Andreas Papandreou

Η Ελλάδα ανήκει στους ΄Ελληνες – Griechenland den Griechen

Der erste sozialistische Premierminister Griechenlands

Politiker und Populist (* 5. Febuar 1919)

Titelbild: griechische Briefmarke mit dem Portrait des Politikers Andreas Papandreou. Gedruckt in Griechenland, 1997

WDR ZeitZeichen am 5.2.2024

9.45 Uhr (WDR 5) 17.45 (WDR 3)

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Ein kritisches Psychogramm über Andreas Papandreou

1981 übernimmt Andreas Papandreou das Amt des Premierministers. Unter seiner Führung wird das Familienrecht reformiert, die Gleichstellung von Mann und Frau vorangetrieben, das staatliche Gesundheitssystem ausgebaut. Doch gleichzeitig stürzt Andreas Papandreou das Land in eine tiefe Krise. 

darin enthalten eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik von Andreas Papandreou

1974 gründet Andreas Papandreou die Panhellenistische Sozialistische Bewegung, kurz PASOK. In kurzer Zeit avanciert die PASOK zur Volkspartei. Landesweite Ortsgruppen bilden ein riesiges Netzwerk. Ihre straffe Organisation gepaart mit Populismus und nationaler Rhetorik ist die Erfolgsformel. PASOK erobert die Stimmen des Wahlvolks. 1981 zieht sie als stärkste Partei ins Parlament ein. Ihr Frontmann Andreas Papandreou wird Premier. 

Syntagmaplatz bei Nacht, im Hintergrund das Parlament © CF

1919 auf Chios geboren wächst Andreas Papandreou in eine Politikerfamilie hinein. Sein Vater Georgios Papandreou: Gouverneur, Parteigründer, Bildungsminister, Premierminister. Seine Mutter: Sofia Mineyko, Tochter eines polnischen Ingenieurs.

Blick auf die Akropolis in Athen © CF

In Athen studiert sein Sohn Jura, in den USA Wirtschaftswissenschaften. Zwei Diktaturen und ein Bürgerkrieg zwingen Andreas Papandreou ins Exil. Er lebt in den USA, Schweden, Kanada. In den USA lehrt der Professor für Wirtschaftswissenschaften an verschiedenen Universitäten. Hier heiratet er die Amerikanerin Margaret Chant. In den USA kommen ihre gemeinsamen vier Kinder zur Welt.

In Athen schreibt Andreas Papandreous‘ Sohn Nick den autobiographischen Roman in seiner Muttersprache Englisch. 1998 erscheint Und Vater tanzte in einer deutschen Übersetzung beim Droemer Knaur Verlag.

Nach dem Sturz der Militärdiktatur im Jahr 1974 kehrt Andreas Papandreou mit der Familie nach Griechenland zurück. Zehn Jahre später betreibt er Wahlkampf für eine zweite Amtszeit. Andreas Papandreou versteht, die Menschen für sich zu gewinnen. Er ist ein mächtiger Redner, der nicht immer hält, was er verspricht. Kein angedrohter Nato-Austritt, kein Rauschmiss der in Griechenland stationierten US-Truppen. Kein Verlassen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der späteren EU. Aus Brüssel fließt das nötige Geld in die Kassen, um Haushaltslöcher zu stopfen. 

Ende der 1980er Jahre erschüttert ein handfester Finanzskandal die Regierung.  Andreas Papandreou sieht darin eine Verschwörung. 1993 wird er ein drittes Mal gewählt. Ein schwer kranker Mann steht an der Spitze eines schwer angeschlagenen Staates. Gesundheitliche Probleme zwingen den Ministerpräsidenten zum Rücktritt. Am 23. Juni stirbt Andreas Papandreou in seiner Villa bei Athen. 

Lost Place in Athen: Die Politik der Papandreou-Regierung trägt erheblich zur Krise bei, in die das Land gestürzt wird. In der jüngeren Forschung werden die 1980er Jahre auch das populistische Jahrzehnt“ genannt. © CF

Die jüngere Geschichtswissenschaft betrachtet den Politiker durchaus differenziert und kritisch. Ich sprach mit Ioannis Zelepos, Professor für Neuere Geschichte an der Universität in Ioannina (Westgriechenland).

Ioannis Zelepos (Professor für Neuere Geschichte am Institut für Geschichte und Archäologie, Universität Ioannina) © CF

LITERATUR

Papandreou, Nick: Und Vater tanzte. Erfundene Erinnerungen. (Aus dem Englischen: Christine Steffen-Reimann. Father Dancing. An invented memoir) Knaur Verlag. München 1998

Veremis, Thanos: Andreas Papandreou. Große Erwartungen (Griechisch) Verlag Pattaki. Athen 2017

Zelepos, Ioannis: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H. Beck. München 2014

Zelepos, Ioannis: Rebetiko. Die Karriere einer Subkultur. Romiosini Köln 2001 

Parlament in Athen © CF

Kanal von Korinth

1893: Eröffnung

Dynamit bringt Durchbruch

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8 Meter in die Tiefe: Senkbrücke wird per Hydraulik und Seilwinde bis zum Kanalgrund gelassen © CF

WDR 5, 6.8.2023, 9. 45 Uhr (ZeitZeichen)

WDR 3, 6.8.2023, 17.45 Uhr (ZeitZeichen)

WDR 5, 7.8.2023, 13.34 Uhr (Stichtag Wirtschaftsmagazin)

Durch den Isthmus: Passage für Fischkutter, Ausflugsschiffe, Fähren, Segelyachten © CF

Wie eine gespannte Schnur liegt der Kanal von Korinth zwischen Peloponnes und Festland. Die künstliche Wasserstraße macht aus der Halbinsel eine Insel; und sie erspart den Schiffen einen Umweg von rund 320 Kilometern.

Antike Pläne: Die Kalkplatten (rund 50 Meter) stammen aus dem 6. Jahrhundert vor unserer Zeit. Sie bildeten den Grund für die geölten Holzkufen, auf denen Schiffe über die Landenge gezogen wurden. © CF

Am 6. August 1893 fährt der erste Mensch durch den neu gebauten Kanal von Korinth. Griechenlands König Georg I. besteigt seine eigene Yacht, lässt sich in den Norden steuern und wieder zurück in den Süden.

Nordende: Blick in den Golf von Korinth © CF

Der Kanal von Korinth ist nicht die älteste künstliche Wasserstraße. Sie ist alles andere als lang, knappe 7 Kilomter. Und doch ist die Schneise durch den Isthmus von Korinth spektakulär. 

Nach Norden: Blick aus dem Steuerhaus der Anna II © CF

Der Kanal ist einer Erfindung zu verdanken, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts explosionsartig Bahn bricht: Dynamit.

Das 19. Jahrhundert ist eine Epoche der großen Kanäle. Der Suezkanal in Ägypten ist eröffnet (1869) und der Panamakanal zwischen Atlantik und Pazifik ist im Bau (Eröffnung: 1914). Die großen Geschwister verbinden das Rote mit dem Mittelmeer (Suez), der andere den Pazifik mit dem Atlantik (Panama). Der Kanal von Korinth verbindet zwei Meeresbuchten.

Zwischen den Felswänden: Ausflugsschiff Anna II fährt vom Süd- zum Nordende und zurück © CF

Viele Hoffnungen liegen auf der künftigen Kunstschneise. Doch schnell entwachsen die Schiffe dem schmalen Band, das zwischen hohen Felswänden liegt.

Poröser Eiszeitschutt bröselt aus den Wänden. © CF

Statt die Wirtschaft in Schwung zu bringen und Geld in die Kassen zu spülen, muss er aufwendig gewartet werden: bis heute. Und doch ist und bleibt das Monument großartige Industriekultur.

Ich habe den Kanal besucht, bin durchgefahren und stand auf einer Plattform 80 Meter über der Wasseroberfläche. 

Ich begleitete den Kapitän Antonis Antoniou und den Bungee Jumping Meister Sotiris Pavlou bei ihrer Arbeit. Mit dem Historiker Ioannis Zelepos (Zentrum für Mittelmeerstudien, Ruhruni Bochum) sprach ich über die Geschichte und die aktuelle Bedeutung des Kanals von Korinth. 

Zulu Bungy

Inhaber: Sotiris Pavlou

Kanal von Korinth

Alte Brücke

Anna II © CF

Anna II – Kanalkreuzfahrt

LITERATUR

Glasemann, Hans-Georg: Der Kanal von Korinth, Historische Wertpapiere 1882-1977, Books on demand. Norderstedt 2/ 2019

Zelepos, Ioannis: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H.Beck. München 2/ 2017

Südende: Anna II fährt in den Saronischen Golf © CF

Schluss mit Junta

23.7.1974: Das Ende der Diktatur in Griechenland

SWR 2 Zeitwort am 23.7. 2021

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Ausblick….. πορτοκάλια (gesehen in Kokkinia – Piräus) © CF

Am 23. Juli 1974 hat für die Militärdiktatur in Griechenland das letzte Stündchen geschlagen. 1967 hatten sich Obristen an die Macht geputscht und eine Schreckensherrschaft errichtet. Bis der Premierminister Konstantinos Karamanlis eine neue Ära einläutet. Innerhalb von einem Jahr sorgt er für freie Wahlen, eine neue Verfassung und die Verhaftung der Vorgängerregierung.

Ioannis Zelepos (Historiker am Zentrum für Mittelmeerstudien an der Ruhr Universität Bochum) © CF

LITERATUR

Zelepos, Ioannis: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H.Beck. 2/ 2017

Einblick……. Τριαντάφυλλο (gesehen in Nea Makri) © CF

Griechenland

Hilfspaket mit Haken

WDR 2 StichTag am 2. Mai 2020

Link zum WDR 2-StichTag

2010 EU Milliarden-Rettungsprogramm beschlossen

Graffito in Athen: Nein zur Angst © CF

Die Schulden sind hoch, die Statistiken geschönt, der Staat am Ende. Ευρώπη Europa strauchelt und bringt die damals junge Währung in Gefahr. Die EU erwacht aus ihrem Dornröschenschlaf, beruft Sondergipfel ein und verabschiedet im Mai 2010 das erste Sparpaket. Doch der Preis ist hoch. Griechenlands Wirtschaft wird in die Knie gezwungen, so sehr, wie es kaum Land zu Friedenszeiten erleben musste.

© CF

Im Staatenbund wird auf zweri Ebenen agiert. Politiker_innen ringen um Lösungen, selbst ernannte Expert_innen kennen die Gründe und greifen dafür tief in die Kliescheekiste: DIE Griechen sind faul, Zocker, eine Klientelgesellschaft. Eine Haltung macht sich breit, die alles andere als europäisch ist. Aber ausgerechnet in Krisenzeiten braucht das europäische Projekt wirkliche Visionen, keine Kleinstaaterei.

Ioannis Zelepos (Historiker, Buchautor) © CF

Mit dem Historiker Ioannis Zelepos sprach ich über zehn Jahre Sparmaßnahmen und die europäischen Hilfspakete. In Griechenland werden die drei millardenschweren Kredite Memorandum genannt, was soviel bedeutet wie Denkzettel.

Nein zu den Memoranda © CF

Literatur

Zelepos, Ioannis: Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute. Verlag C.H. Beck. München 2/ 2017

Griechische Junta verbietet Miniröcke

1968

Erlass gegen Miniröcke, Bärte, lange Haare

3. Juni 2018

WDR 2

gegen 9.40

Der Link zum Audio über das Minirockverbot der griechischen Junta

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Mini & Fustanella vor dem Parlament in Athen: Der Minirock hat eine große Tradition in Griechenland. Die Revolutionshelden des Unabhängigkeitskrieges gegen das Osmanische Reich trugen Faltenrock. Am Grabmal des unbekannten Soldaten in Athen wachen Evzonen (Mitglieder der Präsidentengarde) in jener Kleidung, der Fustanella. Doch die Junta ließ sich nicht beirren. Bis sie selbst ihr eigenes Gesetz ad absurdum führte. © CF

Kaum war der Minirock erfunden, diskutierte die Welt über die neue Mode. In Griechenland wurde kurzer Prozess gemacht. Die Militärjunta erließ ein Minirock-Verbot.

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Ioannis Zelepos (Historiker und Neogräzist an der Uni München) spricht über die  Brutalität der griechischen Militärdiktatur (1967 bis 1974) und ihren absurden Erlass © CF

Dass Griechenlands legendäre Jägerin Artemis (siehe Titelbild) mit einem kurzen Rock durch die Wälder zog, interessierte die Obristen wenig. Im Gegenteil. Sie sanktionierten nicht nur den kurzen Stoff, sondern auch langes Männerhaar. Rauschebärte und Beatlesfrisuren landeten auf dem Index. Die Jugend sollte züchtig sein.

Claus Dieter Clausnitzer © privat
Claus Dieter Clausnitzer (Schauspieler) zitiert den Song Mini Mini von Syros Skordilis. 1968 wurde das Lied von den Bühnen verbannt. © Privat