Im Tanzsaal stehen mehrer Frauen in einer Reihe und unterschiedliche Posen. Sie tragen silberne und schwarze Perücken und Kostüme.

Swinging Sisters

Equality Dancing macht Schule

WDR 5, Neugier Genügt, 12. Mai 2023, 10 Uhr

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Lady Olivia und Stefanie Hampel moderierten das Turnier der Damen in Standard und den Wettbewerb der fünf Formationen © CF

Berlin. Unter dem Dach des Sportzentrums Turngemeinde in Berlin 1848 befinden sich die Räume des pinkballroom, der Tanzsportgruppe für gleichgeschlechtliche Tanzpaare. Ende April 2023 fanden hier die Deutschen Meisterschaften im Equality-Tanzsport statt.

Mehrere Frauen stehen in einer reihe. Sie tragen rosa Tutu und schwarze Leggings, rosa Krawatten und rosa Kniestrümpfe
Mit Tutu und Leidenschaft: Das erste Turnier der Swinging Sisters-B-Formation © CF

Auch die Swinging Sisters aus Köln gingen an den Start. Die beiden Formationen und zwei Turnierpaare tanzten Rumba, Jive, Walzer, Foxtrott…

In einem Saal steht Claudia Reger mit dem Rücken zu mehreren Frauen. Sie üben eine Tanzschritt.
Tanzen wie die Weltmeisterin: Claudia Reger im Training mit Anfängerinnen © CF

Und wer ne richtige Swinging Sister ist, bleibt nicht in einer Rolle hängen. Denn die Swinging Sisters machen Spitzen-Figuren.

Drei Frauen stehen in einem Raum. Sie tragen Kostüme in Pink und schwarz.
Ich tanze am liebsten in der Formation. Der Formationstanz ist eine Übung in Toleranz. Es geht darum, bei sich selber zu schauen, den eigenen Blick zu relativieren und sich in Beziehung zu den anderen zu sehen.“ Sabine Mayer (Swinging Sisters B-Formation)

Seit 25 Jahren fallen die Elevinnen der Kölner Frauentanzschule aus dem Rahmen. Sie gehören zu den Pionier:innen, die den Führungswechsel einbauen. Sie sind Führende und Folgende in einer Person.

Für ihre Tanztruppen entwickelt die Trainerin Claudia Reger stets neue Choreographien. Geschichten, die in sieben Minuten aufs Parkett gelegt werden. Geometrische Figuren. Jeweils zwölf Tänzerinnen drehen sich, laufen, springen, pulsieren wie Wellen, verharren in Bildern, lassen sie im nächsten Moment zerfließen.

Ein Turnierpaar tanzt einen Standardtanz
Turnierpaar der Swinging Sisters: Karolin Jacobs (re.) und Brita Böckenfeld tanzen im Finale der Damen Standard Gruppe B © CF
Karolin Jacobs (re.) und Brita Böckenfeld

Angefangen hatte es zu Beginn der 1990er Jahre. Damals ging es direkt von den Demos in die Ballrooms. Die Frauentanzschule Swinging Sisters in Köln ist ein Kind dieser Bewegung.

Claudia Reger sitzt im Profil am Fenster zwischen zwei Stores, einer ist pink, einer orange.
Im Farbrausch: Claudia Reger (Turniertänzerin, Trainerin, Tanzschulinhaberin) © CF

Die Gründerin und Inhaberin Claudia Reger engagierte sich als Studentin im Frauen- und Lesbenreferat der Uni, bevor sie ihr Hobby zum Beruf machte. Jetzt feiert sie 20jähriges Bestehen der Frauentanzschule Swinging Sisters.

Brita Böckenfeld und Karolin Jacobs stehen auf dem Siegerinnenpodest und schauen in die Kamera. rechts von ihnen steht das Paar auf Platz 3. © CF
Auf dem Podest: Platz Zwei für Karolin Jacobs und Brita Böckenfeld

Unter dem Dach des Deutschen Verbandes für Equality-Tanzsport (DVET) dürfen die Tänzer:innen Alles: Führen und folgen. Von den heterosexuellen Wertungsrichter:innen erhielten sie oft schräge Blicke statt gute Punkte.

Inzwischen sind Equality Tanzen und Führungswechsel auch auf dem Mainstream-Parkett angekommen. Auch die Wertungsrichter:innen sind gut ausgebildet und wissen, worauf sie zu achten haben. Anita Eggert hat dem Equality Tanz beim „Groß werden“ begleitet. Sie wertet gleichgeschlechtliche Turniere seit Ende der 1990er Jahre.

Eine Dame mit schwarzen Haaren und auffälliger Halskette schaut direkt in die Kamera. Sie trägt Brille und schwarze Haare
Wertungsrichterin Anita Eggert © CF

Die Konkurrenz ist groß. Konventionelle Tanzschulen, die noch vor einigen Jahren Equality-Paare abgewiesen hatten, lassen bitten. Viele queere Tanzschulen schließen. Turniere bangen um genügend Wettkampfteilnehmer:innen.

Drei Medaillen vor einem orangefarbenen Hintergrund
Heavy Metal: Claudia Reger hält ihren ersten großen Erfolg in einer Hand, dreimal Gold bei den sechsten Gay Games in Sydney (2002) © CF

Ist das Ziel erreicht? Sind die Tänze out? Sind Orte wie die Swinging Sisters überflüssig? Oder sind sie einfach zu eng für ein so diverses Publikum wie LGBTIQA+? Die Frauentanzschule Swinging Sisters macht die Türen zum Ballroom weiter auf. Queer are welcome!

Mehrere Frauen in Kostümen und Perücken stehen  in einer Reihe. Jeweils die Nachbarin hält den Bein der anderen auf ihrem Schenkel wie eine Gitarre.
Rockröhren: Die A-Formation beim Auftritt in Berlin © CF

In der Szene wird viel diskutiert. Ist es ein Schritt in die richtige Richtung oder ein Fehltritt? Erst mal ein Tanz bitte. Viel Spaß bei meinem Feature über die einsame Spitze des Equality Tanzens.

Zwei Frauen sitzen auf Barhockern und schauen direkt in die Kamera. Hinter ihnen an der Wand ist die Zeichnung eines Tanzpaares zu sehen
Es ist wichtig, diesen Safe Place zu haben“ Claire Landsmann (li./ mit ihrer Frau Maike Landsmann) „Hier kann jede so sein sein, wie sie ist.“ (Maike Landsmann) © CF
Susanne Hölzle schaut in die Ferne. Sie steht vor einem Banner in Orange-Pink. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt.
Ich habe eine Trainerin, die für mich ein Vorbild ist, weil sie eine hervorragende Tänzerin ist und modernes Tanzen vermittelt. Für mich ist die Frauentanzschule mein Sportclub, kein Schutzraum. (Susanne Hölzle. Swinging Sisters A-Formation)
Zwei Frauen stehen im Profil. Davina Reuter, links im Bild, sprüht mit einer Flasche Fixierer ins Gesicht von Alexandra Fröhlich.

„Ich wäre wahnsinnig traurig, wenn es die Frauentanzschule nicht mehr geben würde. Das ist ein besonderer Ort.“ (re./ Alexandra Fröhlich mit Davina Reuter beim Schminken für den Auftritt der B-Formation)

In den Anfängen hatten wir im Pinkballroom eigene, sozusagen geschützte Trainings. Später entschlossen wir uns, mit dem Verein des Deutschen Tanz-Verbandes zusammenzuarbeiten. Doch das erwies sich als nicht einfach. Es wurde nicht mehr von Führenden und Folgenden gesprochen, sondern von Männern und Frauen. Die Auseinandersetzungen waren zum Teil sehr hart. Aber es gab auch ganz gegenteilige Erfahrungen. (Kerstin Kallmann. Turniertänzerin, pinkballroom) © CF
Unsere Turniere sind einfach so viel schöner und so viel familiärer. Die Atmosphäre ist nicht durchsetzt von Ehrgeiz und Ellenbogenmentalität. Vo daher glaube ich, dass es diese Turniere und Tanzschulen immer geben wird. (li./ Karolin Jacobs mit ihrer Partnerin Brita Böckenfeld)
Queere Tanzgruppen finde ich super. Es geht eben nicht mehr nur um Frau mit Frau und Mann mit Mann. Sondern es geht in jegliche Richtung. Alle, die sich in between fühlen, sind angesprochen. ich wünsche mir, dass das Queere einfach sichtbarer wird. (li./ Brita Böckenfeld mit Karolin Jacobs im Kostüm der A-Formation)

Frauentanzschule Swinging Sisters

Queer welcome

Venloer Straße 725, 50827 Köln

13. Mai 2023

20 Jahre Swinging Sisters

Große Jubiläumsparty, 20 Uhr

Frontal im Bild ist ein Mann in einem futuristischen Kostüm zu sehen. Sein linkes Auge ist geschminkt. Er trägt eine Brille und Baseballkappe.
Roxy führt die Standard-Turnierpaare aufs Parkett. © CF

Deutscher Verband für Equality Tanzsport

Drei Frauen stehen im Raum. Die Frau rechts im Bild hält ihre Hand auf den Auslöser einer Kamera auf dem Stativ.
Kerstin Kallmann (Mitte) im Pinkballroom. © CF

Pinkballroom

Tanzsportgruppe für gleichgeschlechtliche Tanzpaare in der Tanzsportabteilung der TiB 1848 e.V. (Turngemeinde in Berlin)

Columbiadamm 111, 10965 Berlin

Die Schneekugel aus Glas zeigt zwei Paare, ein Frauen und Männerpaar vor einem Riesenrad unter Glitzerschnee
Blick in die Kugel: Die Zukunft verspricht queer zu werden. Die Pokale des Vienna Dance Contests bestehen aus handgefertigten Schneekugeln. Diese Miniatur kann 2024 wieder erworben werden, im Rahmen der Eurogames (17. bis 20. Juli) Ab in die Tanzschule Swinging Sisters und trainieren. Die Trophäenjägerin Claudia Reger hat eine in der Vitrine stehen. © CF
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